Murenabgänge haben im Stubaitail am Freitagabend schwere Schäden angerichtet.

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Zuerst Kärnten, dann Tirol: Unwetter, Starkregen und Hagel haben am Freitagabend im Stubaital (Bezirk Innsbruck-Land) für große Schäden gesorgt. Mehrere Muren gingen ab und rissen zwei Fahrzeuge mit sich – aus einem konnten zwei Insassen verletzt geborgen werden. Der 60-jährige Lenker des zweiten Fahrzeugs galt am Samstagnachmittag noch als vermisst. Laut Tiroler Tageszeitung (TT) handelt es sich vermutlich um den Pfarrer aus dem Tal. In Summe mussten 54 Feuerwehren zu insgesamt 179 Einsätzen bis spät in die Nacht ausrücken. 120 auf einer Schutzhütte Eingeschlossene wurden ausgeflogen. Am stärksten betroffen war dabei der Bezirk Innsbruck Land, wo über 100 Einsätze verzeichnet wurden, sagte Anton Wegscheider vom Landesfeuerwehrverband. Es wird derzeit nach möglichen weiteren Verschütteten gesucht.

Feuerwehr: "Dramatische Bergung"

Vor allem die Gemeinde Fulpmes traf eine Mure mit voller Wucht: Im Ortsteil Medraz-Industriezone verlegte sie die Stubaitalstraße B183 auf einer Länge von rund 100 Metern sowie die unterhalb verlaufende Gemeindestraße Industriegelände Zone A. Zwei Fahrzeuge wurden dabei von den Wasser- und Gesteinsmassen erfasst und verschüttet.

Die Bergung des ersten Autos, in dem sich zwei Personen befanden, war laut Michael Neuner, Bezirksfeuerwehrinspektor für Innsbruck Land, "dramatisch". Zwei Feuerwehren haben sich mit Baggern zu dem Fahrzeug durcharbeiten müssen. "Im Fahrzeug waren die beiden Insassen bis zu den Oberarmen im Schlamm eingeklemmt", schilderte Neuner dem ORF Tirol. Der 26-jährigen Slowake und die 24-jährige Österreicherin wurden mit Verletzungen unbestimmten Grades in die Uni-Klinik Innsbruck eingeliefert.

Die Insassen des Fahrzeugs konnten verletzt geborgen werden.
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60-jähriger Pfarrer vermisst

Vom Insassen eines zweiten Fahrzeugs fehlt bislang noch jede Spur: Ein Teil des Autos wurde im Bachbett der Ruetz gefunden. Der Lenker, ein 60-jähriger Österreicher, der allein unterwegs war, galt am Samstagnachmittag als vermisst. Die Diozöse bestätigte gegenüber der TT, dass es sich bei dem Vermissten um den Pfarrer handelt. Ob weitere Fahrzeuge oder Personen erfasst wurden, war vorerst unklar. Die Suche wurde abgebrochen, weil sie laut Polizei wegen der Situation an Ort und Stelle nicht mehr sinnvoll war. Wenn es die Bedingungen zulassen, werde sie nächste Woche von der Wasserrettung fortgesetzt.

Durch die Mure wurde auch eine Brücke beschädigt, eine weitere Brücke auf dem Gelände der Industriezone wurde weggerissen. Die Ausweichstraße Medraz/Gemeindestraße-Industriegeländezone A wurde komplett gesperrt. Die Stubaital-Bundesstraße musste in der Nacht für mehrere Stunden gesperrt werden, sie war ab den frühen Morgenstunden wieder einspurig befahrbar.

Nach dem 60-Jährigen wird noch gesucht. Konkrete Abgängigkeitsanzeigen lagen der Polizei nicht vor.
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Fast 200 Feuerwehreinsätze

Insgesamt wurden in der Nacht auf Samstag fast 200 Feuerwehreinsätze wegen Unwettern verzeichnet, vor allem im Bezirk Innsbruck-Land. Auch am Samstag waren die Einsatzkräfte weiter im Großeinsatz, ein Kriseneinsatzstab wurde eingerichtet. Der Sucheinsatz an der Mure in Fulpmes, der in der Nacht wegen weiteren Murenabgängen und Hochwasser hatte abgebrochen werden müssen, wurde am Vormittag fortgesetzt. Auch der Hubschrauber des Innenministeriums war im Einsatz. Wattens und Volders (beide Bezirk Innsbruck Land) waren ebenfalls stark von den Unwettern betroffen. Zur Höhe der Sachschäden war vorerst nichts bekannt.

Kärnten vorbeigezogen

Auch in Kärnten war es in der Nacht auf Freitag zu schweren Unwettern gekommen. Im Bezirk Spittal an der Drau und Feldkirchen waren ebenfalls wegen Murenabgängen 31 Feuerwehren mit 456 Männern und Frauen im Einsatz. In der Nacht hatte es im betroffenen Gebiet Zivilschutzalarm gegeben. Die Menschen wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. Am Freitag in der Früh wurde der Alarm wieder aufgehoben. Am Vormittag waren noch sieben Feuerwehren in Radenthein und Bad Kleinkirchheim mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. (etom, APA, 23.7.2022)