Bei Protestaktionen gegen das Regime machten im Jahr 2020 Exiliranerinnen und -iraner auf die Hinrichtungen aufmerksam.

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Teheran – Der Iran hat am Samstag nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation erstmals seit mehr als zwei Jahren eine öffentliche Hinrichtung vollzogen. "Die Wiederaufnahme dieser brutalen Bestrafung in der Öffentlichkeit soll die Menschen verängstigen und einschüchtern, damit sie nicht protestieren", erklärte der Leiter der in Norwegen ansässige NGO Iran Human Rights (IHR), Mahmood Amiry-Moghaddam.

Er verurteilte öffentliche Hinrichtungen als "mittelalterlich" und rief die internationale Gemeinschaft auf, sich entschlossen gegen die Todesstrafe einzusetzen. Die öffentliche Hinrichtung eines wegen der Ermordung eines Polizisten verurteilten Mannes wurde nach Angaben von IHR in der Stadt Shiraz im Südiran vollzogen. Das Todesurteil sei kürzlich vom Obersten Gerichtshof bestätigt worden.

Öffentliche Hinrichtungen als Abschreckung

Auf Bildern, die in den Onlinenetzwerken verbreitet wurden und angeblich von der Hinrichtung stammten, war ein Mann in Gefängniskleidung zu sehen, der mehrere Meter über dem Boden an einem Seil hing, das an einem Kran befestigt war.

Todesurteile im Iran werden in der Regel in den Gefängnissen vollstreckt. Aktivisten zufolge dienen öffentliche Hinrichtungen der Abschreckung – insbesondere wenn den Angeklagten die Tötung eines Vertreters der Sicherheitskräfte vorgeworfen wird.

Nach Angaben von Iran Human Rights war zuletzt im Juni 2020 ein Verurteilter im Iran in der Öffentlichkeit hingerichtet worden. Vier weiteren Männern, die wegen Polizistenmorden zum Tode verurteilt wurden, drohe derzeit das gleiche Schicksal. Bei Protestaktionen gegen das Regime machten im Jahr 2020 Exiliranerinnen und -iraner mit aufgestellten Stricken auf die Hinrichtungen aufmerksam. Die Zahl der Hinrichtungen im Iran hat sich nach Angaben der NGO im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt. (APA, wisa, 24.7.2022)