Binnen 24 Stunden wurden in ganz Griechenland 141 Brände registriert.

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Gorizia/Athen/Santa Cruz de Tenerife/Washington – Die gewaltigen Brände auf der Insel Lesbos und im Dadia-Nationalpark im Nordosten Griechenlands haben auch am Sonntag unkontrolliert weitergewütet. Auf Lesbos wurden am Mittag die Bewohner des Dorfes Vrisa auf der Südseite der Insel dazu aufgerufen, die Ortschaft zu verlassen. Mehrere Häuser und Autos fielen bereits den Flammen zum Opfer. Auch in Spanien brannte es weiter, Sorgen bereitete ein Feuer auf Teneriffa.

Das Satellitenbild zeigt aufsteigenden Rauch von der Insel Lesbos.

Die Rauchentwicklung auf Lesbos war so stark, dass sie vom Weltall aus zu sehen war. Das teilte das europäische Erdbeobachtungssystem Copernicus auf Twitter mit und postete ein entsprechendes Satellitenbild.

Griechenland: 141 Brände binnen 24 Stunden

Im Nordosten Griechenlands verbrannten unterdessen unzählige Hektar des Dadia-Nationalparks. Militär und Forstarbeiter bemühten sich am Sonntag, Schneisen in die Pinienwälder zu schlagen und dadurch die weitere Ausbreitung der Flammen zu verhindern. Auch die Löscharbeiten am Boden und in der Luft wurden fortgesetzt. Zwischenzeitlich waren mehr als 320 Feuerwehrleute mit 68 Löschzügen im Einsatz.

Binnen 24 Stunden wurden in ganz Griechenland 141 Brände registriert, wie die Feuerwehr mitteilte. Landesweit sollen dem Zivilschutz zufolge aktuell so gut wie alle verfügbaren Löschhubschrauber und -flugzeuge im Einsatz sein. Unter anderem brannte ein Umspannwerk der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft in der Nähe der Stadt Larisa in Thessalien. Auch am westlichen Rand der Hauptstadt Athen musst wieder gelöscht werden.

Zwischenzeitlich waren mehr als 320 Feuerwehrleute mit 68 Löschzügen im Einsatz.
Foto: APA/AFP/MANOLIS LAGOUTARIS

Für Montag schätzt die Feuerwehr die Brandgefahr weiterhin als hoch bis sehr hoch ein. Meteorologen kündigten für die kommenden Tage bis Anfang August hohe Temperaturen von bis zu 40 Grad und Trockenheit an.

Verheerendstes Waldbrand-Jahr in Spanien

Trotz einer Entspannung der Lage in den vergangenen Tagen nimmt die Serie der Waldbrände in Spanien noch kein Ende. Auf der bei Touristen beliebten Kanaren-Insel Teneriffa hätten die Flammen bereits mehr als 2150 Hektar zerstört, sagte Regionalpräsident Ángel Víctor Torres am späten Samstagabend. 585 Bewohner von La Guancha und von vier weiteren Gemeinden im Norden der Insel seien in Sicherheit gebracht worden. Zahlreiche ausländische Wandertouristen seien am nahe gelegenen Nationalpark Teide vor den Flammen gewarnt worden.

Bei der Bekämpfung der Flammen hätten die rund 150 Einsatzkräfte zuletzt auch dank höherer Luftfeuchtigkeit und schwächerer Winde große Fortschritte gemacht. Der für Sonntag und Montag angekündigte Temperaturanstieg auf bis zu 38 Grad mache aber Sorge. "Wir müssen das Feuer daher so schnell wie möglich löschen", sagte Torres.

Der für Montag angekündigte Temperaturanstieg auf bis zu 38 Grad macht den Einsatzkräften Sorge.
Foto: EPA/Ramon de la Rocha

Alle Waldbrände in Spanien waren inzwischen gelöscht oder weitgehend unter Kontrolle – bis auf den Brand auf Teneriffa und zwei Feuer, die am Samstag in Yunquera nordöstlich von Madrid sowie in Olmeda del Rey südöstlich der Hauptstadt ausgebrochen waren und am Sonntag von insgesamt 235 Einsatzkräften bekämpft wurden.

Großeinsatz im slowenischen Karstgebiet

Im slowenischen Karstgebiet haben am Sonntag 2.000 Feuerwehrleute, Zivilschützer und freiwillige Helfer die Waldbrände bekämpft. Erstmals seit einer Woche sahen die Verantwortlichen ein Licht am Ende des Tunnels. "Es wurden unmenschliche Anstrengungen unternommen, aber jetzt rückt ein Ende des Einsatzes näher", erklärte Verteidigungsminister Marjan Sarec. Winde hatten die Flammen in der ausgetrockneten Vegetation des Karsts immer wieder neu angefacht.

Mehrfach wurden ganze Dörfer evakuiert. Nachbarländer und andere EU-Länder halfen mit Löschflugzeugen und Helikoptern aus. Am Sonntag waren erstmals auch zwei Mehrzwecktransporter vom Typ C-27J Spartan der rumänischen Luftwaffe im Einsatz.

Löscharbeiten bei Temnica.
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Blindgänger aus dem Ersten Weltkrieg machten es erforderlich, die Brandbekämpfung aus der Luft in den Vordergrund zu rücken, um die Löschmannschaften am Boden nicht unnötig zu gefährden. Im Isonzo-Tal und in den Julischen Alpen haben zwischen 1915 und 1918 erbitterte Schlachten zwischen Österreich-Ungarn und Italien getobt. Das damalige Kriegsgebiet liegt heute zum größten Teil im slowenischen Karst.

300 Menschen nahe Götz evakuiert

Mehr als 300 Personen sind am Samstagabend in der Gemeinde Savogna d'Isonzo in der friaulischen Provinz Gorizia (Görz), wegen der Gefahr evakuiert worden, dass ein Brand vom slowenischen Karst nach Italien übergreift. Die Entscheidung wurde wegen der starken Winde getroffen, die in der Nacht in Richtung Italien wehten, wie lokale Medien berichteten.

Die evakuierten Menschen wurden in der Sporthalle des Fußballvereins von Savogna sowie in Monfalcone und Gradisca d'Isonzo untergebracht. Die Feuerwehr des Kommandos Gorizia koordinierte die Verlegung mit dem Zivilschutz und der Gemeinde Savogna. Seit fast einer Woche toben Brände in Friaul, die über 500 Hektar Wald zerstört haben. In den vergangenen Tagen mussten wegen der Brände Teile der Autobahn A4 gesperrt werden. Der regionale Bahnverkehr kam teilweise zum Erliegen.

Beruhigung in Frankreich

Die heftigen Waldbrände an der französischen Atlantikküste südlich von Bordeaux haben sich unterdessen nicht weiter ausgebreitet. Teilweise konnten die Einwohnerinnen und Einwohner am Samstag wieder in ihre Häuser zurückkehren.

Die vor über einer Woche ausgebrochenen Waldbrände von Landiras und La Teste-de-Buch zerstörten mehr als 20.600 Hektar Land. Tausende Menschen mussten vorsichtshalber ihre Bleibe verlassen.

Notstand in US-Nationalpark Yosemite verhängt

Wegen eines sich rasch ausbreitenden Feuers in der Nähe des US-Nationalparks Yosemite hat Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom den Notstand in dem betroffenen Gebiet verhängt. Das sogenannte Oak Fire, das am Samstagabend (Ortszeit) im Bezirk Mariposa auf rund 48 Quadratkilometern wütete, zerstörte zehn Gebäude und beschädigte fünf weitere, wie die zuständige Behörde Cal Fire mitteilte.

Knapp 2.700 Häuser seien von dem Brand bedroht, der aus noch unbekannten Gründen am Freitagnachmittag ausgebrochen war. Tausende Anrainer mussten sich Medienberichten zufolge in Sicherheit bringen. Knapp 2-100 Einsatzkräfte kämpften mit 225 Löschfahrzeugen und 17 Helikoptern gegen die Flammen an.

Wie in Europa hatten in den USA extreme Trockenheit, starke Winde und hohe Temperaturen zu einer raschen Ausbreitung geführt. Aufnahmen zeigten ein Gebäude in Flammen und lichterloh brennende Bäume, die von dichten Rauchwolken umgeben waren. (APA, red, 24.7.2022)