Wer von Bundesseite neben Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) an dem Termin teilnehmen wird, steht noch nicht fest.

Foto: APA/TOBIAS STEINMAURER
Foto: IMAGO/Bihlmayerfotografie

Wien – In der Debatte über ein mögliches Aus der Quarantäne für Corona-Infizierte dürfte bald eine Entscheidung fallen. Am Montagnachmittag findet ein virtueller Austausch von Bundesregierung und Landeshauptleuten zu Corona-Themen statt, bei dem es auch um die "verschiedenen Möglichkeiten zur Neuregelung der Absonderung Infizierter" gehen soll, hieß es am Sonntag aus dem Gesundheitsministerium.

Die Entscheidung über ein Aus der Quarantäne sei jedenfalls noch nicht final getroffen, wird betont. Vor einigen Tagen war ein Verordnungsentwurf bekannt geworden, wonach für Corona-Infizierte künftig nur noch Verkehrsbeschränkungen gelten sollen. Demnach könnte man sich bei einer Infektion mit Maske fast überall frei bewegen. Betretungsverbote gäbe es nur an bestimmten Orten (Spitäler, Pflege- und Behinderteneinrichtungen, Kindergärten, Volksschulen und Horte), allerdings nicht für dort Beschäftigte.

Neben der Quarantäne stehen auf der Agenda des virtuellen Bund-Länder-Treffens auch Fragen wie eine flächendeckende Abgabe von Covid-19-Medikamenten, die bisher überwiegend in Wien zum Einsatz kommen, sowie das Einmelden von Daten in das Covid-19-Register. Qualität und Umfang der von den Ländern eingemeldeten Daten sind immer noch recht unterschiedlich, was die Pandemiesteuerung erschwert. "In all diesen Themen ist eine enge Abstimmung zwischen Bund und Länden wichtig", heißt es in der Stellungnahme des Ressorts. Formelle Beschlüsse sollen dort allerdings keine getroffen werden.

Mögliche Entscheidung beim Sommerministerrat

Wer von Bundesseite neben Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) an dem Termin teilnehmen wird, steht noch nicht fest. Dieser wird sich jedenfalls tags darauf auch mit den Gesundheitslandesräten beraten, wobei es sich um einen schon länger vereinbarten Termin handle. Die künftige Regelung der Absonderung von Corona-Infizierten werde allerdings Thema sein.

Ob die künftige Regelung bereits beim Sommerministerrat am Mittwoch in Mauerbach kommuniziert werden wird, ist laut Gesundheitsministerium noch offen. Das werde von den finalen Abstimmungen mit den Ländern abhängen. Rauch setzt jedenfalls auf ein bundesweit einheitliches Vorgehen.

Ende der Quarantänepflicht? Was dafür und was dagegen spricht: Es analysiert Pia Kruckenhauser, Leiterin des Gesundheitsressorts beim STANDARD
DER STANDARD

Nachmeldungen am Montag

1.495 mit dem Coronavirus infizierte Personen haben sich am Sonntag in Spitalsbehandlung befunden, um 16 weniger als am Vortag. 87 der Patienten wurden auf Intensivstationen betreut, um sieben mehr als am Samstag. Die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden wurde vom Innen- und Gesundheitsministerium mit 6.965 angegeben, am Montag sollen aber "aufgrund eines regulären Wartungsfensters" Nachmeldungen erfolgen.

Debatte auch in Deutschland

Die Forderung des Vorstandsvorsitzenden der deutschen "Kassenärztlichen Bundesvereinigung", Andreas Gassen, nach einer Aufhebung aller Isolations- und Quarantänepflichten mitten in der Corona-Sommerwelle ist auf Widerspruch gestoßen: "Infizierte müssen zu Hause bleiben. Sonst steigen nicht nur die Fallzahlen noch mehr, sondern der Arbeitsplatz selbst wird zum Sicherheitsrisiko", schrieb der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Samstag auf Twitter.

Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) kritisierte, der Vorschlag komme zur Unzeit. Andere pflichteten Gassen bei – zumindest bei seiner Einschätzung der derzeitigen Corona-Lage. Denn die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei über 700 – seit einiger Zeit gehen Experten aber von einer deutlichen Untererfassung der tatsächlichen Corona-Fälle aus. Auf den Intensivstationen der Kliniken ist die absolute Patientenzahl derzeit doppelt so hoch wie zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

Personalengpässe in Kliniken

Das eigentliche Problem sieht Gassen jedoch nicht in den vielen Infektionen, sondern darin, dass positiv Getestete auch ohne Symptome mehrere Tage zu Hause bleiben müssen, wie der Kassenärzte-Chef der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte. "Dadurch entstehen die Personalengpässe in den Kliniken und anderswo." Man müsse zurück zur Normalität. "Wer krank ist, bleibt zu Hause. Wer sich gesund fühlt, geht zur Arbeit. So halten wir es mit anderen Infektionskrankheiten wie der Grippe auch."

Auch der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, wies auf Probleme im Zusammenhang mit der Isolationspflicht hin. "Die Belastung steigt stetig, der deutliche Mehraufwand durch die Pflicht zur Isolation nimmt zu", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe – ohne jedoch ein Abrücken von den derzeitigen Vorgaben zu fordern. Wegen des Ausfalls von Mitarbeitern müssten in zahlreichen Krankenhäusern planbare Operationen verschoben und zeitweise ganze Bereiche abgemeldet werden.

Aus dem deutschen Gesundheitsministerium hieß es, aktuell würde eine weitere Verkürzung der Fristen zu den Möglichkeiten der Freitestung "keinen Sinn" machen. Mit den geltenden Empfehlungen sei im Frühjahr bereits auf sich verschärfende Personalsituationen reagiert worden. Derzeit gilt für die allgemeine Bevölkerung, dass die vorgeschriebene Isolation für Corona-Infizierte nach fünf Tagen enden kann – mit einem "dringend empfohlenen" negativen Test zum Abschluss. (APA, red, 24.7.2022)