In der Oblast Saporischschja befindet sich das größte Kernkraftwerk Europas. Weite Teile der Region wird von Russland kontrolliert.

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Kiew/Moskau – Nicht einmal zwölf Stunden nach der Unterzeichnung des gefeierten Getreideexportdeals (siehe Artikel oben) trafen russische Raketen den Hafen von Odessa. Während sich die Weltöffentlichkeit ob der möglichen Auswirkungen auf die globalen Lieferketten am Wochenende vor allem darauf konzen trierte, erhöhten die ukrainischen Truppen den Druck an der Südfront.

Laut britischem Geheimdienst steigt für die russischen Streitkräfte das Risiko in der Provinz Cherson, ihre Nachschublinien aufrechtzuerhalten. Die ukrainische Armee startete weitere Angriffe auf die wichtige Antoniwskyj-Brücke über den Fluss Dnipro. Mehr als tausend russische Soldaten sollen in dem Gebiet eingekesselt sein.

Druck baute auch die russische Seite in der Provinz Cherson auf. Laut mehreren Berichten beginnen die Russland-treuen Behörden vor Ort mit den Vorbereitungen für ein Referendum. Dabei soll es um die Frage gehen, ob die Provinz in die Russische Föderation eingegliedert werden soll. Ähnliche Bestrebungen soll es auch in der Oblast Saporischschja geben, wo sich das größte Kernkraftwerk Europas befindet.

Mindestens zwei Angriffe im Donezk abgewehrt

In der Oblast Donezk wehrten indes ukrainische Streitkräfte laut eigenen Angaben mindestens zwei Angriffe der russischen Seite in Wuhlehirsk ab. Rund um das Gebiet des dortigen Kraftwerks sollen sich die Attacken mehren.

Der gewählte Bürgermeister der Hafenstadt Melitopol, Iwan Fedorow, berichtete auf seinem Telegram-Kanal zudem von Sabotage akten des "ukrainischen Widerstands", wie er schreibt. In der Stadt sollen am Wochenende etwa Schienen zerstört worden sein, über die Moskau Truppen- und Materialnachschub transportiert hatte.

Um mehr Informationen über die Position der Truppen in besetzten Gebieten zu bekommen, hat das ukrainische Verteidigungsministerium etwa die Bewohner um die Stadt Enerhodar via Telegram dazu aufgefordert, die Stellungen und Adressen der Besatzer zu teilen. Gesucht werden auch Informationen über Kollaborateure. (bbl, 24.7.2022)