Und da sage noch jemand, dass die ÖVP aus ihren Fehlern nichts lernt. Früher, in der gloriosen Ära Kurz und Co, setzte die Partei ganz auf die Anziehungskraft der Jugend. Trau keinem über 30 in einem Regierungsamt, hieß das geheime Motto. Wer mit altbackenen Qualifikationen wie Sachverstand oder einem abgeschlossenen Studium daherkam, war sofort unten durch.

Wiewohl jung an Jahren, realisiert Laura Sachslehner mühelos den Tatbestand der ideologischen Frühvergreisung.
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Ein Geist juveniler Unverantwortlichkeit und kindischen Leichtsinns wehte in der Luft, und nicht selten stellte sich bei Beobachtern der Eindruck ein, in Kanzleramt und Ministerien werde keineswegs gearbeitet, sondern ausschließlich getollt, so wie junge Böcklein im lustigen Wettstreit ihrer überschießenden Kräfte die Hörner oder Geweihe aneinanderkrachen lassen. Und alles auf Regimentskosten! Was für eine unbeschwerte Zeit!

Traurig nur, dass sie politisch ein Totalschaden war und die ÖVP es ihren türkisen Wunderkindern zu verdanken hat, wenn sie heute im Prozentbereich 20 minus herumgrundelt. Daher schwenkt sie aufs Ältliche um und geht mit einer Laura Sachslehner an die Öffentlichkeit, die, wiewohl jung an Jahren, mühelos den Tatbestand der ideologischen Frühvergreisung realisiert: Staatsbürgerschaft nur durch lebenslanges Bravsein, und nur ja keinen Kilometer langsamer auf der Autobahn. Tolles Identifikationsangebot für die Generation Mia san mia und die Generation Bleifuß. Für Junge und Junggebliebene eher weniger. (Christoph Winder, 24.7.2022)