Viele Anfragen betreffen unmittelbare Zahlungen, die sich nicht mehr ausgehen – wie etwas die Stromrechnung.

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Wien – Die Nachfrage nach einer einmaligen Unterstützung von 200 Euro pro Haushalt ist groß. Diese Summe zahlt die Anfang des Jahres gegründete Gemeinwohlstiftung Común an Menschen in finanzieller Not aus. "Die aktuelle Teuerungswelle bringt immer mehr Menschen in Österreich an die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten", heißt es in einer Aussendung der Stiftung. Hunderte haben seit Jahresbeginn um die Unterstützung aus dem "Solidaritätsfonds" angesucht. Der Beirat des Solidaritätsfonds besteht aus dem langjährigen Volkshilfe-Präsidenten Josef Weidenholzer, Armutsaktivistin Daniela Brodesser und Andrea Czak, Obfrau des Vereins für feministische Alleinerzieherinnen.

Für die Stromrechnung

In den vielen Nachrichten an die Stiftung wird laut Común deutlich, dass es sich sehr oft um Menschen handelt, die noch nie in dieser Situation waren. Eine Frau schreibt etwa an die Stiftung, dass es ihr "extrem peinlich" sei, "betteln" zu müssen, aber sie brauche die einmalige Hilfe, damit sie die Quartals-Stromrechnung zahlen kann. Für Veronika Bohrn Mena, Arbeitsmarktexpertin und Vorsitzende der Gemeinwohlstiftung, sind die vielen Anfragen ein Zeichen, wie sehr sich Armut in der Gesellschaft ausbreitet. "Sie trifft prekär Beschäftigte und alleinerziehende Mütter, aber nun auch genauso Vollzeit erwerbstätige Menschen und Selbstständige", so Bohrn Mena. Sie appelliert an die Bundesregierung, jetzt zu helfen und nicht auf den Herbst oder auf die "wertvolle, aber zu späte Valorisierung der Sozialleistungen ab nächstem Jahr zu verweisen". Derzeit bekommt die Stiftung etwa 100 Anfragen pro Tag, vorwiegend von Frauen mit Kindern. Es melden sich viele aus schlecht bezahlten Branchen wie dem Einzelhandel, Callcentern, Gastronomie oder der Reinigungsbranche. "Mit unserem Budget können wir keine 50 Haushalte pro Woche unterstützen", sagt Bohrn Mena. Derzeit sind noch rund 500 Hilfsansuchen von Haushalten offen, denen die Stiftung gerne helfen würden.

Fehlender Unterhalt

"Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass nur schnelle Unterstützung wirklich hilft. Niemand hat was davon, in zwei Monaten Hilfe zu bekommen, wenn du heute, nach dem Zahlen der Fixkosten, nur noch 15 Euro für den Rest des Monats hast", sagt Daniela Brodesser. Unter den Anfragen an die Stiftung sind viele von Alleinerzieherinnen und Familien. Andrea Czak betont, dass Alleinerzieherinnen und ihre Kinder aufgrund von niedrigen oder fehlenden Unterhaltszahlungen und Teilzeiteinkommen von den Preissteigerungen besonders betroffen und von Armut besonders bedroht sind. (red, 1.8.2022)