Vor einigen Tagen hatte Brad Pitt einen sogenannten Modemoment. Der Mann aus Hollywood war in Berlin unterwegs und zeigte sich auf dem auf dem roten Teppich in einem Leinenrock des New Yorker Slow-Fashion-Labels Anecho. Die Reaktionen fielen überwiegend positiv aus. "Brad Pitt rockt Berlin", reimte sogar die "Bild". Der Auftritt erinnerte einmal mehr daran, dass der 58-Jährige weiß, den Zeitgeist in den Mainstream zu übersetzen.

Das war übrigens schon vor einem Vierteljahrhundert so. Damals galt ein gemeinsames Bild von Brad Pitt und Jennifer Aniston unter Paparazzi als goldener Schuss. Einer zeigt die beiden Ende der Neunziger in hängenden Cargohosen, Tank Top, T-Shirt und Sonnenbrillen. Heute gilt er als glamouröser Retro-"Moment": Pitt versteckt sich hinter einem futuristischen Gestell aus Kunststoff, dem robusten Pendant zu Keanu Reeves' Sonnenbrille in "Matrix". Die Generation Z sieht heute nicht viel anders aus. Pitts Modell war damals im Dauereinsatz, der Schauspieler setzte es dann auch zu den Emmy Awards auf.

Seither hat der US-Schauspieler natürlich viele andere Brillen getragen. Jene Teile von damals könnte er aber ohne weiteres wieder auspacken. Die rasanten Racer-Modelle, die jetzt auf den Nasen von Kim Kardashian und anderen Social-Media-Stars spazieren geführt werden, erinnern an die legendäre Oakley-Brille des US-Rennradfahrers Greg LeMond – ein bisschen optimiert und für die Gegenwart aufbereitet.

Balenciaga gibt in diesem Sommer vor, wie Sonnenbrillen auszusehen haben.
Foto: Christophe ARCHAMBAULT / AFP
Nicht nur Brad Pitt, auch Kim Kardashian trägt Sonnenbrille auf dem Red Carpet.
Foto: IMAGO/MediaPunch

Der Trend zu schnittigen Sonnenbrillen ist natürlich schon länger zu beobachten. Selbst das italienische Modehaus Bottega Veneta zeigte bereits vor zwei Jahren Modelle mit anliegendem Kunststoffrahmen auf dem Laufsteg. Omnipräsent sind aber vor allem die Designs von Balenciaga.

Ein Entwurf von Bottega Veneta für den Herbst 2020.
Foto: imago images/Independent Photo A

Wer die zwar gut findet, aber kein halbes Vermögen für ein bisschen Designer-Sonnenschutz ausgeben will, könnte sich an der nächsten Tankstelle umsehen. Dieser Hinweis kommt ausgerechnet von der "Vogue": In den letzten Wochen seien einige Stars in Sonnenbrillen aufgetaucht, "die man auch an der Tankstelle kaufen könnte", so das Modemagazin, das sich an die "kitschigen Sonnenbrillen aus dem rotierenden Sonnenbrillenständer" erinnert fühlt.

Dem ist hinzuzufügen: Auch an Kiosken, in Drogeriemärkten oder auf Flohmärkten könnte man fündig werden. Sicher ist: Auf Instagram oder Tiktok werden den futuristischen Racer-Brillen die Herzen zufliegen. Ob die Modelle UV-Strahlen filtern, steht auf einem anderen Blatt. (feld, 27.7.2022)