"Materie" sei in der Physik alles, was Platz braucht und Masse hat, erklären die Neos.

Foto: screenshot materie.at

Wien – Der Parlamentsklub der Neos hat am Montag sein neues Medium online gestellt. Die Website "Materie" soll "Fakten erarbeiten, den Mut haben, sich vom schnelllebigen Tagesgeschäft zu lösen und Themen zu erarbeiten, die (zu) wenig Raum bekommen, dabei auch Widerworte zulassen, so den Diskurs, das Streiten im besten Sinn, zu fördern", schreibt Klubchefin Beate Meinl-Reisinger in einem ersten Beitrag als Herausgeberin.

Den Namen erklärt Meinl-Reisinger als Anleihe aus der Physik, wo Materie alles sei, was Platz braucht und Masse hat. Wobei die Neos Masse als politische Relevanz verstehen. Auf der Website finden sich zum Startdatum 21 Artikel und ein Podcast.

Abseits der Tagespolitik

Onlinetexte und Podcasts, das werde auch weiterhin der Formatmix bleiben, sagt Chefredakteur Stefan Schett zum STANDARD. Die Idee für ein pinkes Klubmedium sei schon mehrere Jahre alt, wurde aber wegen der innenpolitischen Turbulenzen erst jetzt realisiert. Schett arbeitete zuvor als Kommunikationsberater. Mit ihm im Team ist Johanna Schönberger als Chefin vom Dienst, sie war bis vor kurzem bei der Mediengruppe Österreich tätig. Hinzu kommt Gregor Plieschnig aus dem Neos-Kommunikationsteam.

Inhaltlich wolle man sich nicht von der Tagespolitik treiben lassen, sagt Schett – auch nicht durch die eigene Partei. Wenn die Neos in einer Woche etwa einen Schwerpunkt setzen, heiße das nicht, dass "Materie" mitmachen müsse.

Kein pinkes "Zur Sache"

Für Abgeordnete herrsche übrigens – zumindest zunächst – ein "Quasi-Kopfverbot": Die Inhalte auf der Website verfassen das Redaktionsteam, die politischen Referentinnen und Referenten aus dem Klub sowie Gastautorinnen und Gastautoren – aber keine Abgeordneten. Schließlich sei man kein pinkes "Zur Sache", das Medium des ÖVP-Klubs.

Neben ÖVP und Neos hat nur die SPÖ ein offizielles Klubmedium ("Kontrast"). Im Umfeld der FPÖ gibt es mehrere Medien, die die Linie der Partei unterstützen. Der grüne Klub finanzierte lange gemeinsam mit der grünen Parteiakademie die Plattform "stopptdierechten.at". Als die Partei 2017 aus dem Parlament gewählt wurde, entfiel auch die Finanzierung für den Rechtsextremismus-Watchblog, der sich nun durch Spenden finanziert.

Grüne Akademie plant ebenfalls Medium

Schon in den kommenden Tagen aber soll das nächste parteinahe Onlinemagazin online gehen: Die neue grüne Parteiakademie "Freda" arbeitet derzeit am Launch von "Freda – das Magazin", wie Geschäftsführerin Dagmar Tutschek auf STANDARD-Anfrage bestätigt.

Ziel sei es, auch Menschen außerhalb der grünen Kernzielgruppe für grüne Themen zu interessieren. Das Magazin soll aber dezidiert kein Parteimedium sein, allein um die gesetzlichen Vorgaben der Fördergelder für die Parteiakademie zu erfüllen: "Es wird kein Sprachrohr des Klubs oder der Bundespartei, da müssen wir eine strikte Grenze ziehen", sagt Tutschek. (sefe, 25.7.2022)