Diese Rekordtrüffel ging Ende 2021 um mehr als 100.000 Euro in den Fernen Osten.

Reuters / Massimo Pinca

Die Inflation lässt auch die Preise für Lebensmittel steigen. Weiße Trüffel waren aber auch Ende des Vorjahres schon recht teuer: Bei der traditionellen Auktion im piemontesischen Alba, der italienischen Welthauptstadt der weißen Trüffel, ging eine 830 Gramm schwere Knolle des intensiv duftenden Pilzes um schlanke 103.000 Euro weg. Ein anonymer Bieter in Hongkong ließ sich den Gaumenschmaus deutlich mehr als 100 Euro pro Gramm kosten.

Es könnte aber – dank Fortschritten der Mykologie, also der Pilzforschung – in den nächsten Jahren durchaus dazu kommen, dass weiße Trüffel (Tuber magnatum) erschwinglicher werden. Das liegt an neuen Forschungsergebnissen, die diese Woche im französischen Fachjournal "Le Trufficulteur", dem Fachblatt der französischen Trüffelzüchter, veröffentlicht werden sollen, wie der "Guardian" berichtet.

Wissenschafter des französischen Nationalen Forschungsinstituts für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt (INRAE) sollen an einem geheimen Ort in der westfranzösischen Region Nouvelle-Aquitaine nämlich erstmals 26 weiße Trüffeln geerntet haben. Das ist ein Durchbruch: Denn während mittlerweile mehr als 90 Prozent der geschätzten schwarzen Périgord-Trüffeln kultiviert werden, sind bisherige Versuche gescheitert, ihre selteneren weißen Vettern in größerer Anzahl zu züchten.

Symbiotische Baumbeziehungen

Trüffeln gehen wie viele andere Pilze symbiotische Beziehungen mit bestimmten Baumarten ein, indem sie sich mit deren Wurzeln verbinden. Im Austausch gegen kohlenstoffhaltige Nährstoffe liefern sie den Bäumen zusätzliches Wasser und Mineralien. Bereits in den 1970er-Jahren gelang es Forschern, Bäume mit Périgord-Trüffeln zu "impfen". Die Folge waren hunderte Plantagen in Frankreich, Italien und später Spanien.

Die gleiche Technik schlug bei der italienischen weißen Trüffel fehl, obwohl in Italien mehr als 500.000 "Impfungen" vorgenommen worden waren. Zwar wurden einige wenige Trüffeln 15 bis 20 Jahre später in den (Doch-nicht-)Plantagen gefunden. Da diese aber in Gebieten lagen, in denen T. magnatum natürlich vorkommt, glauben die Forschenden, dass diese Trüffeln von einheimischen Pilzen stammten.

Langsame Zunahme

Ab 1999 züchteten Forscher des INRAE Eichen, bei denen genetisch bestätigt wurde, dass sie Partner der italienischen weißen Trüffel waren. Diese wurden ab 2008 in einigen Trüffelplantagen gepflanzt. Tests an Bodenproben von fünf Standorten, die alle außerhalb des Landesteils liegen, in dem die Art natürlich vorkommt, ergaben, dass der Pilz an vier dieser Standorte vorhanden war.

Auf der Trüffelplantage in Nouvelle-Aquitaine wurden 2019 drei und 2020 vier Trüffeln gefunden. Die 26 aus dem Vorjahr wogen insgesamt etwa 900 Gramm. Das ist die höchste Zahl außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets. Diese Rekordernte folgt auf zwei Jahre, in denen kaum eine Handvoll Trüffel geerntet werden konnte. Bisher haben zwölf der 52 Eichen, die 2015 gepflanzt wurden, Trüffeln hervorgebracht.

Gute Nachrichten

Diese deutliche Produktionssteigerung sei sehr vielversprechend, sagte der Mykologe und Projektleiter Claude Murat vom INRAE und der Universität Lothringen in Nancy im "Guardian". Bei der schwarzen Trüffel sei es üblich, dass es anfangs nur wenige Trüffeln gibt, die sich dann schnell vermehren. Und es scheint, dass es sich bei der weißen Trüffel genauso verhält, was eine gute Nachricht für den künftigen Anbau sei.

Gut wäre diese Nachricht natürlich auch für die Trüffelfans, die für den geruchs- und geschmacksintensiven Genuss künftig womöglich etwas weniger tief in die Tasche greifen müssen. (red, 26.7.2022)