Titel- und Senderauswahl der größten Medienhäuser.

Er ist größer als die zwei größten privaten Medienhäuser, weit größer als alle privaten Sender gemeinsam: Mit 650 Millionen Euro aus den Programmentgelten ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk auch 2022 das weitaus größte Medienhaus in Österreich.

Die STANDARD-Übersicht der größten Medienhäuser 2022 – mehr Daten mit Klick auf das jeweilige Unternehmen:

Die Zusammenstellung der Daten für die STANDARD-Medienübersicht ist ein recht aufwändiger Prozess. Sollten Sie Fehler entdecken, danken wir für Hinweise.

Streaming ohne GIS verfassungswidrig

Der Verfassungsgerichtshof hat die herausragende Position des ORF gerade mit einem Erkenntnis über die GIS abgesichert: Streamingnutzung ohne Programmentgelt ist verfassungswidrig. Der Gesetzgeber muss bis Ende 2023 eine Lösung finden, die nicht eine Nutzerinnengruppe ausnimmt. Frankreich schafft die Rundfunkgebühren gerade ab und finanziert die Öffentlichen aus dem Staatsbudget.

Die Höchstrichter platzten mitten in Verhandlungen über ein neues ORF-Gesetz. Der öffentlich-rechtliche Medienmarktbeherrscher in TV, Radio und Online will eigene Formate für Streaming produzieren dürfen und mehr Möglichkeiten auch auf Social Media bekommen, um junges Publikum zu erreichen.

"Große Sorge"

Private Medienhäuser sprechen von einer existenziellen Bedrohung, der Geschäftsführer des Zeitungsverbands von einer "medialen Bodenversiegelung". Reichweitenriese "Kronen Zeitung" widmete dem Thema erst am Sonntag eine Doppelseite.

"Wir verfolgen mit großer Sorge die aktuelle medienpolitische Debatte zur Novelle des ORF-Gesetzes", erklärt etwa Maximilan Dasch, Geschäftsführer der "Salzburger Nachrichten ", auf STANDARD-Anfrage zur Lage.

Dasch: "Insbesondere im Bereich des textbasierten, digitalen Medienangebots braucht es mehr Verständnis und ein besonnenes Agieren im Sinne einer qualitativen, pluralistischen und unabhängigen Medienlandschaft in Österreich." Die Verleger fordern Beschränkungen des Textangebots auf ORF.at sowie Log-in-Schranken.

"Digitale Abo-Modelle, digitale Mitgliedschaftsmodelle, digitale Spendenmodelle – digitale Wertschätzungsmodelle für Journalismus haben nur eine Chance auf Entfaltung, wenn sie auch einen Nährboden zur Bestellung vorfinden", erklärt Dasch. "Eine Ausdehnung des gebührenfinanzierten Onlineangebots des ORF, vor allem textbasierter Berichterstattung, würde wirtschaftlich notwendige und nachhaltige Medienmarktentwicklung drastisch erschweren."

Energiepreise, Papierpreise, Digitalriesen

Der Medienmarkt des Jahres 2022 ist schon so mehr als herausfordernd: Mit dem Gaspreis explodiert der Papierpreis, und Druckmedien sind auch 2022 noch eine tragende Säule zur Finanzierung vieler privater Medienhäuser.

Die Zahlungsbereitschaft für digitale Angebote wächst zwar stetig, aber nicht markant. Für Herbst überlegt etwa laut mehreren Quellen die reichweitenstarke "Krone" ein Bezahlmodell online.

Den Werbemarkt dominieren längst die Riesen Google, Facebook und Co. Die Höhe ihrer weltweiten Werbeumsätze 2021 im Verhältnis zu den Gesamtumsätzen österreichischer Medienhäuser deuten die Kreissegmente unter diesem Text an: Umgerechnet 205 Milliarden Euro erwirtschaftete Google 2021 mit Werbung, 112 Milliarden Euro Facebook.

Google, Facebook in Österreich vor klassischen Medien

Im ersten Quartal 2022 liegt das Werbevolumen bei Google, Facebook und anderen Digitalkonzernen in Österreich vor jenem der klassischen Medien. Das ergibt eine STANDARD-Hochrechnung aus der Digitalsteuer – auf Werbung bei internationalen Digitalkonzernen – und der Werbeabgabe auf Print, TV, Radio, Plakat und Prospekt.

Die klassischen Medien halten im ersten Quartal 2022 bei 446 Millionen Euro Werbevolumen, Digitalriesen bei 482 Millionen Euro in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Google, Facebook und Co steigerten ihr Werbevolumen in diesem Zeitraum um ein Viertel gegenüber den Werten von Anfang 2021.

"Schleichende Stagnation"

Sehr vorsichtig schaut Markus Mair, Vorstandschef des Medienkonzerns Styria und Präsident des Zeitungsverbands, in die nahe Zukunft, für die alle ihre Budgets erstellen: "Es hängt alles davon ab, ob echte Krisenszenarien kommen wie 2008, ob der Umsatz abreißt wie 2019 und sich doch nach ein paar Wochen erfängt, ob wir mit einer schleichenden Stagnation rechnen müssen."

Maximilian Dasch von den "Salzburger Nachrichten" beschreibt die Lage ernüchtert: "Die Anzeichen für eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Erholung nach nahezu zwei Jahren Corona-Pandemie ließen uns hoffnungsvoll in das Jahr 2022 starten. Der Krieg in der Ukraine und sämtliche damit verbundenen Entwicklungen – ob menschlich, geopolitisch oder wirtschaftlich – haben unsere Sicht auf den weiteren Verlauf des Jahres getrübt. Tageszeitungen sind aufgrund ihrer Leistungskomponenten im Bereich Druck und Logistik besonders von hohen Preissteigerungen betroffen – diese liegen bei einem Vielfachen der aktuellen Inflation. Nachdem eine entsprechende Weitergabe der Preise an unsere Kundinnen und Kunden weder zumutbar noch realistisch ist, stehen wir vor allem in Hinblick auf das Wirtschaftsjahr 2023 vor umfänglichen Herausforderungen."

Das Schweigen der Fellners

Im Gegensatz zu den Vorjahren kam diesmal keine Antwort von Wolfgang Fellner über die wirtschaftliche Entwicklung der Gruppe, auch der neue CEO Niki Fellner antwortete nicht auf die STANDARD-Anfrage, ebenso wenig der für Sanierung und Restrukturierung geholte deutsche Unternehmensberater Andreas Pres. Das Schweigen kann an den noch laufenden Verhandlungen über Details der Vereinbarung mit einer Vielzahl von kreditgebenden Banken an die Mediengruppe über einen kolportierten Schuldenschnitt liegen.

Für die STANDARD-Übersicht haben wir die Mediengruppe Österreich um die Marken "Österreich" und "Oe24" in der Größenordnung von 105 bis 110 Millionen Euro Umsatz angesiedelt – im Vorjahr gab Wolfgang Fellner den – nicht näher spezifizierten – Umsatz der gesamten Gruppe mit 120 Millionen Euro an.

"Sehr, sehr gutes Jahr"

2021, Basis dieser STANDARD-Medienübersicht, entwickelten sich einige Unternehmen nach den vorliegenden Daten gut. Manche klingen gar euphorisch wie Walter Zinggl. Der Chef der RTL-Vermarkterin IP in Österreich spricht von einem "richtig guten Jahr".

Gut 90 Prozent der Umsätze seien aus dem linearen (TV-)Geschäft gekommen, zu knapp unter zehn Prozent aus dem non-linearen. Im zweiten Halbjahr sei man – mit Ausnahme des August – buchstäblich ausverkauft gewesen, erklärt Zinggl. (fid, 27.7.2022)