Da sein für die Menschen, das sei die Volkspartei: "Es ist mehr als ein politisches Bekenntnis, es ist in uns drinnen." Der Kanzler als schwarzer Mutmacher im Innviertel.

OÖ ÖVP

Linz – Wenn der schwarze Klubobmann August Wöginger "sei Parteihosen" anzieht, dann ist verlässlich Sommer – und Zeit für ein schwarzes Familientreffen. Am Montagabend lud die oberösterreichische Volkspartei in St. Georgen bei Obernberg am Inn zum Sommerfest. Parallel dazu fiel dort auch der Startschuss für die diesjährige Sommertour der schwarzen Bundespartei.

Der Hochkultur hatte Bundeskanzler Karl Nehammer mit der Absage einer Teilnahme an der Eröffnung der Salzburger Festspiele einen Weisel erteilt, der Familienurlaub in Griechenland wurde kurzerhand gestrichen. Deutlich weiter oben auf der Prioritätenliste des Kanzlers stand da offensichtlich der Irghof im Innviertel. In dem zum schmucken Veranstaltungsort ausgebauten Bauernhof fanden sich Montagabend bei hochsommerlichen Temperaturen 440 getreue Parteimitglieder unter dem Motto "100 % für Österreich" ein.

Kollektive Danksagung

Das Rezept für parteinahe Entspannungsveranstaltungen ist bewährt wie bekannt: viel Eigenlob, dazu eine ordentliche Prise an Zuversicht, gewürzt mit Mut – garniert mit mehr oder weniger launigen Reden. Lukullisch abgerundet wurde das Menü dann mit Wurstsalat und Bier. Oder, um es mit den Worten von "Gust" Wöginger zu sagen: "Z'sammkemma und Dankscheen sagen."

Kurzurlaub im Innviertel

Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer zeigte sich in seiner Rede dann durchaus selbstkritisch: "Wir sind schon mal mehr gelobt worden, und es ist der ÖVP schon mal leichter von der Hand gegangen. Aber genau in so einer Phase zeigt sich, wer was kann. Egal ob die Sonne scheint oder der Wind bläst."

In der Diskussion rund um die Quarantänemaßnahmen stellte Stelzer dann einmal mehr klar: "Wir wissen, dass die elendige Krankheit nicht mehr weggeht, wir müssen damit umgehen lernen. Und werden daher die Leute nicht länger einsperren. Wer krank ist, bleibt daheim – aber der Staat sperrt dich nicht ein."

Einen kleinen Urlauber-Seitenhieb konnte sich dann der Moderator vor dem Auftritt des Bundeskanzlers nicht verkneifen: "Der Mann gibt 100 Prozent für Österreich, für die Bürger. Und eines ist klar: Eine Fahrt ins Innviertel ist wie ein Urlaub."

Schwarze Grundwerte

Nehammer schwor dann die schwarze Mannschaft ein: Das Miteinander zeichne die Volkspartei aus. "Wir leben in einem wunderschönen Land. Es ist ein gutes Land, und es ist schön, diesem Land dienen zu dürfen. Es ist unsere Aufgabe als Politiker, Zuversicht zu vermitteln. Wir sind die Volkspartei, wir haben diese Republik aufgebaut. Es ist nicht immer leicht, aber es lohnt sich." Da sein für die Menschen, das sei die Volkspartei: "Es ist mehr als ein politisches Bekenntnis, es ist in uns drinnen."

An den Biertischen kann man den Kanzlerworten nur beipflichten. "Krieg, Pandemie – es sind harte Zeiten. Und in der ÖVP stehen gute Leute vorne. Keine andere Partei könnte die Krise besser bewältigen", ist der Innviertler Alois Schmitzeder überzeugt. Und die parteiinternen Turbulenzen der letzten Monate? "Es sind ein Haufen Chats aufgekommen, die hat ja nicht alle der Kurz geschrieben. Der Thomas Schmid hat denen das Ei gelegt."

Ein paar Tische weiter hat man hingegen einen anderen Schuldigen ausgemacht: "Die Medien sind vor allem schuld an der Politikverdrossenheit. Ich hasse es, wie die Zeitungen schreiben. Jede Kleinigkeit wird da so großgeschrieben. Beim Gust hat man das ausgeschlachtet, nur weil der gesagt hat, nehmts den, der ist ein guter Mann. Wenn das so weitergeht, kriegen wir keine gscheiten Leute in die Politik. Dann mag keiner mehr", ärgert sich eine Frau im Dirndl.

Aber generell sei der Nationalrat ein "Affentheater". Es fehle ein Miteinander. "Die Opposition hackt nur mehr hin. Haben Sie heute ein kritisches Wort vom Kanzler gehört? Hat er geschimpft? Nein. Wenn da heute die Pamela oder der Kickl oben gestanden wären, hätte man nur Angriffe gehört." Mit dieser Analyse entschwindet die resolute Innviertlerin in Richtung einer langen Menschenschlange. Denn ein Foto mit dem Kanzler gehöre einfach dazu. (Markus Rohrhofer, 26.7.2022)