Foto: APA / Franz Neumayr
Foto: APA / Franz Neumayr

Staatsanwältin Elena Haslinger nennt es "eine geplante Hinrichtung". Mit zehn Schüssen soll ein Privatdetektiv am 5. Mai 2021 seine Ex-Freundin und deren Mutter in einem Einfamilienhaus in Wals-Siezenheim erschossen haben. Drei Schüsse gab der 52-Jährige mit einer Glock auf den Kopf der 76-jährigen Mutter ab. Sie trafen sie in die Schläfe, am Kinn und im Gesicht. Sieben Schüsse gab er auf die 50-jährige Ex-Freundin ab, zunächst in die Schulter, den Oberarm und den Oberkörper. Sie ging zu Boden und schnappte nach Luft. Ein weiterer Schuss traf sie direkt im rechten Auge. "Während sie röchelnd am Boden lag, hat er ihr mitten in das Gesicht geschossen", sagt Haslinger bei ihrem Eröffnungsvortrag im Schwurgerichtssaal in Salzburg.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 52-Jährigen zweifachen Mord vor und beantragt die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme, aber zurechnungsfähige Rechtsbrecher. Ein Gerichtsgutachten attestiert dem Mann eine hohe Gefährlichkeit. Der Angeklagte zeigt sich beim Prozessauftakt am Dienstag am Salzburger Landesgericht tatsachengeständig.

Familie war gegen die Beziehung

Die Beziehung zu der 50-Jährigen begann im November 2020 und wurde von ihrer Familie von Beginn an nicht gutgeheißen. Ihre Mutter und ihr Bruder hätten ihn als aufdringlich empfunden, sagt Haslinger. Es kam zu gegenseitigen Anschuldigungen, die auch bei der Polizei landeten. Der Beschuldigte soll die Frau gestalkt haben. Ihr Bruder hatte den Verdacht, er würde die Handys der Familie abhören, und schrieb einen Brief mit den Vorwürfen an den Präsidenten des Österreichischen Detektivverbands, Andreas Schweitzer, der den Angeklagten nun im Prozess auch als Verteidiger vertritt.

Schweitzer nennt die Tat anders: "Es war keine geplante Hinrichtung, sondern eine emotionale Explosion, die sich da entladen hat und zu dieser Wahnsinnstat geführt hat." Dem Angeklagten sei mehrmals gesagt worden, er sei ein Nichtskönner, ein Loser, sagt der Verteidiger. Der Bruder sei so weit gegangen, auch dessen Arbeitgeber anzurufen und seine Schwester zu einer Stalking-Anzeige zu bringen. "Das arbeitet in einem", betont Schweitzer. Zum Zeitpunkt der Tat seien die beiden noch ein Paar gewesen, das sich vor der Familie verstecken und heimlich treffen musste, so die Version der Verteidigung. Auch am Tatabend habe der 52-Jährige auf seine Geliebte gewartet und sie auch noch geküsst, bis die Mutter dazwischenging.

Keine Erklärung für Schüsse auf Freundin

Die Mutter habe ihn als "Scheiß Stodinger" und "Hausdieb" beschimpft und wüst gestikuliert, schildert der Privatdetektiv die Situation bei seiner Einvernahme. Dann sei sie mit Fäusten auf ihn losgegangen und habe versucht, ihn aus dem Haus zu bugsieren. Seine Reaktion beschreibt der Angeklagte so: "Es war ein Blackout. Eine emotionale Überlastung. Ich habe dann meine Waffe gezogen." – "Warum?", fragt Richter Grosser. "Ich weiß es nicht, wie mir das passieren konnte. Ich hab mein ganzes Leben, nicht bei meiner Frau, bei keinem meiner Kinder, nicht einmal die Hand erhoben."

Er sei total neben sich gestanden, erklärt der 52-Jährige, der die Waffe legal besaß. Ihm würden auch ein paar Bruchstücke der Tat fehlen. Die Befragung zum genauen Tathergang gestaltet sich daher mühsam. Bei der Mutter habe er auf die Körperflanke gezielt, behauptet der Angeklagte in seiner Einvernahme. "Getroffen haben Sie sie im Kopf", betont der Richter. Dann fragt Grosser, warum er auch noch die 50-Jährige erschossen habe. "Ich habe überhaupt keine Erklärung, warum ich auf meine Liebe geschossen habe."

Flucht, Suizidankündigung und Anrufe

Nach der Tat flüchtete der Salzburger mit seinem Auto und fuhr zum Wolfgangsee. Auf der Fahrt rief er noch seine Ex-Partnerin an, sprach ihr auf die Mailbox. Danach rief er auch bei der Polizei an, kündigte seinen Suizid an und gestand die Tat mehrmals. Er wurde am 6. Mai um 4.30 Uhr in Abersee am Wolfgangsee festgenommen, nachdem er sich der Cobra gestellt hatte.

Den Anruf bei der ehemaligen Lebensgefährtin hält ihm Richter Grosser auch im Prozess vor. Denn auf der Mailbox direkt nach der Tat habe der Angeklagte gesagt: "Gestern hat sie noch geschmust mit mir, und heute schon wieder nix mehr. Ich lass mi nimmer verarschen." Dazu will der Angeklagte nichts sagen. Aber Richter Grosser: "Das deckt sich nicht mit dem, was Sie mir heute erzählt haben."

Der Prozess soll am Mittwoch und Donnerstag fortgesetzt werden. (Stefanie Ruep, 26.7.2022)