Der T-Rex sorgt auch 66 Millionen Jahren nach seinem Aussterben für Aufregung.
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Einen Tyrannosaurus Rex können viele Kinder benennen und zeichnen, bevor sie überhaupt laufen können. Der kreidezeitliche Spitzenräuber ist einzigartig und durch seine Größe, seine winzigen Ärmchen und sein gewaltiges Maul unverwechselbar. Nicht nur die Popkultur, auch die Wissenschaft macht ihn gerne zum Thema. Durch zahllose Studien wurde der T-Rex zu einem der am besten untersuchten Dinosaurier überhaupt – mit entsprechend vielen Expertinnen und Experten und einem lebhaften Disput darüber, wie man die bisher bekannten Tyrannosaurus-Fossilien zu interpretieren hat.

König, Königin und Herrscher

Deutlich empörter als gewohnt reagierte die Fachwelt jedoch auf eine Studie, die am 1. März dieses Jahres im Fachjournal "Evolutionary Biology" erschienen ist. Ein Team um den Paläontologen Gregory Paul schloss darin aus der Untersuchung von 37 T-Rex-Exemplaren auf die Existenz nicht einer, sondern dreier unterschiedlicher Arten: Die Forschenden nannten die beiden zusätzlichen Spezies Tyrannosaurus Imperator und Tyrannosaurus Regina.

Dass Paul weder eine universitäre Ausbildung noch Affiliation hat, sondern unabhängiger Forscher und Künstler ist, mag etwas mit dem Aufschrei zu tun gehabt haben. Als Laie kann Paul trotzdem nicht gelten, immerhin ist er (Co-)Autor von etwa 30 wissenschaftlichen Publikationen über Dinosaurier.

Die Fossilien von Tyrannosaurus-Rex-Exemplaren unterscheiden sich bisweilen. Gregory Paul und sein Team schlossen daraus auf drei unterschiedliche T-Rex-Arten.
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Natürliche Variationen

Jedenfalls wiesen etablierte Paläontologen die vorgelegte Beweislage für drei statt einer Tyrannosaurus-Art in seltener Eintracht zurück. Die festgestellten Unterschiede bei den fossilen Knochen seien auf natürliche Varianten innerhalb einer Art zurückzuführen und keinesfalls Anzeichen für weitere Tyrannosaurus-Spezies, hieß es.

Nun untermauerten Forschende ihre Kritik an Pauls Ergebnissen mit einer kommentierenden Studie, die ebenfalls im Fachjournal "Evolutionary Biology" veröffentlicht wurde. Eine Gruppe um Thomas Carr vom Carthage College in Kenosha (Wisconsin), der schon im Frühjahr die Beweise für die Verdreifachung der Tyrannosaurus-Arten als "verschwindend gering" bezeichnet hatte, nahm die von Paul untersuchten Fossilien noch einmal genauer unter die Lupe.

Ihre Vergleiche mit den Fossilien anderer Dinosaurier sowie mit den Gebeinen von Vögeln lieferte nichts, was auf zwei weitere T-Rex-Arten hindeutet. "Wir gehen davon aus, dass er der einzige Spitzenräuber am Ende des Dinosaurierzeitalters in Nordamerika war", sagte Co-Autor Steve Brusatte von der Universität Edinburgh. Die Unterschiede, auf die Paul und sein Team bei den Zähnen und Oberschenkelknochen verschiedener Tyrannosaurus-Exemplaren hingewiesen hatte, seien Variationen innerhalb derselben Art.

Wackelige Hypothese

Das würde freilich nicht die Existenz anderer Tyrannosaurus-Arten ausschließen. "Prinzipiell pflichten wir Paul und seinen Kollegen bei, dass es gute Gründe gibt, zu hinterfragen, ob Tyrannosaurus Rex nicht in Wahrheit mehrere Spezies umfassen könnte", meinen die Autorinnen und Autoren. Pauls Studie vom vergangenen März liefe dafür jedoch keine handfesten Beweise.

"Das Drei-Spezies-Modell ist so schwach definiert, dass viele ausgezeichnet erhaltene Exemplare fossiler Tyrannosaurier nicht zugeordnet werden können", erklärte auch Carr. "Das ist ein deutliches Warnzeichen, dass eine Hypothese möglicherweise nicht zur Realität passt." (tberg, 26.7.2022)