Impfverweigerer und Anhänger von Verschwörungserzählungen könnten auf Facebook ihr öffentliches Comeback feiern.

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Der Facebook-Mutterkonzern könnte Falschinformationen und Verschwörungserzählungen über die Covid-Pandemie sowie die Corona-Impfung bald wieder zulassen. Wie durch einen Blogpost bekannt wurde, ist das interne Beratergremium aktuell mit der Frage befasst, wie man in Zukunft mit derartigen Postings bei Facebook und Instagram umgehen will.

Die sozialen Netzwerke des Konzerns standen bei Ausbruch der Covid-19-Pandemie sehr bald in der Kritik, eine Plattform für Verschwörungen und Lügen zu sein. Deshalb wurden im Pandemieverlauf 80 unterschiedliche Behauptungen auf der Plattform gesperrt. Das beinhaltet unter anderem die Mythen, dass Covid über 5G-Masten übertragen werde oder dass die Impfung für mehr Todesfälle als das Coronavirus verantwortlich sei. Derartige Postings wurden bislang gelöscht – laut eigenen Angaben 25 Millionen Mal. Doch das Management will dieses Verbot jetzt abschaffen und hat sich deshalb an das interne Beratergremium, das sogenannte Oversight Board, gewandt.

"Meta bittet das Oversight Board um Rat dazu, ob Maßnahme gegen gefährliche Covid-19-Desinformationen, die unter außergewöhnlichen Umständen zum Ausbruch der Pandemie eingeführt wurden, in Kraft bleiben sollen", so Facebook-Sprecher Nick Clegg in einem Blogpost.

Desinformation soll gekennzeichnet werden

Begründet wird dieser Schritt mit dem Spannungsfeld zwischen Meinungsfreiheit und der Sicherheit der Facebook- und Instagram-Nutzer. Man fühle sich "fundamental der freien Rede" verpflichtet, so Clegg. Als Alternative bringt er sogenanntes Demoting, also die gebremste Verbreitung von Falschinformationen, ins Spiel.

Eine andere Methode sei die Markierung von entsprechenden Inhalten als möglicherweise irreführend. Damit könnte Facebook zu einer Praxis zurückkehren, die schon Anfang 2020 versucht wurde. Nach heftiger Kritik begann der Social-Media-Riese, Falschinformationen zu kennzeichnen. Allein am Beginn der Pandemie war das laut eigenen Angaben 180 Millionen Mal der Fall.

Das Oversight Board befasst sich hauptsächlich mit Fragen der Nutzungsbedingungen, unter die auch die Löschung von Corona-Mythen fällt. Die Entscheidungen des Gremiums sind nicht bindend, es hat ausschließlich beratende Funktion, wird seitens Meta betont. Dennoch ist davon auszugehen, dass das Management der Empfehlung des Oversight Board folgt, da es dort explizit um Rat gebeten hat. (pez, 27.7.2022)