Der angeklagte 52-Jährige zeigte sich geständig, seine Ex-Freundin und deren Mutter erschossen zu haben.

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Der zweite Prozesstag im Fall der beiden erschossenen Frauen in Salzburg am Mittwoch gab einen weiteren Einblick in die Vorgeschichte und die Familienkonstellation der Opfer. Ein ehemaliger Detektiv soll am 5. Mai 2021 seine Ex-Freundin und deren Mutter im Einfamilienhaus in Wals-Siezenheim erschossen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 52-Jährigen zweifachen Mord vor und beantragt die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme, aber zurechnungsfähige Rechtsbrecher.

Der Angeklagte zeigte sich am ersten Prozesstag zwar tatsachengeständig, fand aber keine Erklärung und sprach von einer "emotionalen Überlastung". Der Gerichtsgutachter sah in der Tat hingegen eine Abrechnung eines "gekränkten, zurückgewiesenen Narzissten". Staatsanwältin Elena Haslinger sprach in ihrem Eröffnungsvortrag von einer "geplanten Hinrichtung". Der Angeklagte sei mit einer voll geladenen Schusswaffe und zwei zusätzlichen Magazinen aus dem Auto gestiegen, habe auf seine Ex-Freundin gewartet und dann die zehn Schüsse auf die 50-jährige Ex-Freundin und ihre 76-jährige Mutter abgegeben.

Saunabekanntschaft nach 20 Jahren angerufen

Am Mittwoch wurde nun der Bruder und Sohn der beiden Opfer als Zeuge befragt. Er zeichnete von der Beziehung des Angeklagten zu der getöteten 50-Jährigen ein komplett anderes Bild als dieser. Der Detektiv hätte bereits Ende der 90er-Jahre, als seine Schwester den Mann in der Sauna kennenlernte, versucht, sie als Maulwurf anzuheuern, um an Kundendaten bei der Bank, bei der sie arbeite, zu gelangen, sagte der 46-jährige Zeuge. Das habe sie abgelehnt und dann auch keine Kontakt mehr zu ihm gehabt. Dann habe er – der Zeuge – sie selbst nach 20 Jahren auf die Idee gebracht habe, den Angeklagten anzurufen, um Erkundigungen über den Suizid einer Bekannten einzuholen.

Im November 2020 habe seine Schwester dann erzählt, der Detektiv rufe ständig an und wolle sie treffen. Aber sie habe ihn abblitzen lassen. Dann sei der Detektiv vorbeigekommen, um die 50-Jährige zu sehen, und habe sich nett mit ihrer Mutter unterhalten, die wiederum seine Schwester zunächst bestärkte, sich mit ihm zu treffen, schildert der 46-Jährige. "Er war halt ein Spitzbua. Wir haben uns aber nichts dabei gedacht, dass das gefährlich sein könnte."

"Bombardiert mit Geschenken"

Zutage kam auch die Familienkonstellation. So schilderte der Bruder etwa, dass er gemeinsam mit der Mutter zum benachbarten Haus der 50-jährigen Schwester gegangen sei und durchs Fenster geschaut habe, als sie Besuch von dem Detektiv hatte. "Wir haben durchs Fenster geschaut, ob alles in Ordnung ist und sie alles unter Kontrolle hat." Richter Philipp Grosser fragt, warum man da nachschauen müsse, seine Schwester sei ja eine erwachsene Frau gewesen. "Er war unangemeldet, das hat die Mutter gewusst."

Als die Beziehung dann enger wurde, waren Mutter und Bruder jedoch nicht mehr einverstanden. Die überschwängliche Zuneigung, die der 52-Jährige der Schwester des Zeugen entgegenbrachte, bezeichnete dieser mehrmals als unangebracht. Der Detektiv sei aufgetaucht mit Sekt und roten Rosen, habe nach kürzester Zeit mit ihnen Weihnachten feiern wollen. Er habe sie "bombardiert mit Geschenken" und "übertriebenen Liebesbotschaften".

Der Bruder wollte Erkundigungen über den Mann einholen und hat E-Mails an den Detektivverband und an den Arbeitgeber des 52-Jährigen geschickt, in denen er ihn als Stalker bezeichnete und nachfragte, ob er eine Waffe tragen dürfe. "Meine Sorgen wurden nicht erkannt." Die Reaktion sei unfreundlich gewesen.

Auflauern oder Treffen am Parkplatz

"Er hat meine Schwester unter seine Kontrolle gebracht." Der Bruder schilderte, dass sich seine Schwester verfolgt gefühlt habe, weil der Detektiv ihren Tagesablauf kannte. Sie sei aber gegen die Erstattung einer Anzeige gewesen. Später habe er ihr aufgelauert, etwa beim Firmenparkplatz oder bei Supermärkten. Der Angeklagte hat am Vortag in seiner Einvernahme erklärt, dass sie sich als Liebespaar heimlich auf Parkplätzen treffen mussten, weil die Familie gegen die Beziehung gewesen sei und sie ständig kontrolliert habe.

Die Fehde zwischen der Familie der 50-Jährigen und dem Detektiv mitsamt den gegenseitigen Anschuldigungen landeten schließlich doch bei der Polizei. "Mein Onkel hat mich bestärkt, dass ich meine Schwester dann zur Stalking-Anzeige gebracht habe", sagt der Zeuge. Auch die Mutter habe auf sie eingewirkt. Bei einem klärenden Gespräch sei vereinbart worden, dass der Detektiv die Beziehung beende, woran er sich wiederum nicht hielt. Der Angeklagte behauptete jedoch, auch am Tatabend auf seine Geliebte gewartet und sie auch noch geküsst zu haben, bis die Mutter dazwischengegangen sei. Gefolgt sei ein "Blackout" aufgrund der "emotionalen Überlastung", und er habe dann die Waffe gezogen.

Für Donnerstag wird ein Urteil erwartet. (Stefanie Ruep, 27.07.2022)