Sanelisiwe Twisha alias Moonchild Sanelly singt in "Money Tree", "F-Boyz" oder "Chicken" gern über die schönste Sache der Welt. Nein, es ist nicht das Essen.

Foto: Aart Verrips

Nie mehr Schule! Schön wäre es. Mitten in den Sommerferien hat uns Moonchild Sanelly mit ihrem Song Chicken kalt erwischt. Es geht in der Folge um die alte, große Menschheitsfrage, wer zuerst da war, die Henne oder das Ei. Das Thema beschäftigt uns in der Folge, auch musikalisch. Die Südafrikanerin Moonchild Sanelly geht dieser Frage auf dem Album Phases selbst intensiv nach. Sie ist der neue Star eines futuristischen Pop, der international gerade steilgeht. Sie selbst bezeichnet ihre Kunst als "Future Ghetto Punk".

Derbe afrikanische Dancefloorstile wie Kwaito, Gqom oder Ampiano werden mit japanischer Soundterroristik aus Pachinko-Hallen kombiniert. Dazu werden Casio-Billigorgelsounds gemeinsam mit hektischen Beats auf eine Pulsfrequenz aus dem Leistungssport gepappt. Den Teilnehmenden am Sprintbewerb wirft man dann gern Prügel zwischen die Beine.

Moonchild Sanelly

Moonchild Sanelly kann auch ganz anders. Favourite Regret etwa oder Too Late verweisen mit schwüler Soundästhetik aus dem Bereich anlassige R-’n’-B-Schleckerballade darauf, dass es daheim nicht nur dauernd in der Kiste rappelt. Zwar werden auf Phases obendrein deftiger jamaikanischer Dancehall oder Hip-Hop als Soundtrack zum Arschwackeln dazugeholt. Schmusige Sounds aber sind bei Moonchild Sanelly zwischendurch drinnen. Vorspiel, Nachspiel, muss ja auch sein.

Chefin in Orgasmus

Die Angelegenheiten der Liebe richten sich allerdings immer auch nach dem finanziellen Mehrwert. Ein Song wie Money Tree etwa schleicht sich anfangs als L’amour-Hatscher daher. Allerdings wird dieser Baum nur kurze Zeit stehen bleiben: "Give me the money tree, I’ma give you some of me." Dafür sprechen auch andere Titel der sexpositiven und selbsternannten "President of Female Orgasm" wie Strip Club oder Bad Bitch Budget.

Moonchild Sanelly tauchte als Sängerin und Tänzerin zuvor auf dem Visual-Album Black is King von Beyoncé auf. International ist sie am ehesten mit dem großen Mash-up-Star der späten Nullerjahre vergleichbar: Schon die britisch-tamilische M.I.A. kombinierte damals auf Alben wie Arular oder Kala kindliche, allerdings auch politische Abzählreime mit harten Beats und Ethno-Sounds aus selbstgebastelten Soundsystems.

Moonchild Sanelly

Man scherte sich um menschheitsgeschichtlich lächerliche Themen wie kulturelle Aneignung eher gar nichts. Besser gut gestohlen als schlecht kopiert. Das kann also noch was werden mit Moonchild Sanelly und Phases.

Aber zurück in die Klasse: Was war also zuerst da, die Henne oder das Ei? Moonchild Sanelly quengelt mit nasal-kindlicher Stimme über einem hektisch rasselnden Beat: "Who came first, the chicken or the egg? The egg or the chicken or the chicken with the egg?" Okay, danke, wir kennen uns aus. Es geht darum: Wer war der Auslöser einer Kausalkette, in der zwei Ereignisse wechselweise Ursache und Wirkung darstellen? Wenn man jetzt nicht gerade dem Kreationismus anhängt, ist die Sache biologisch mittlerweile halbwegs geklärt. Kurz gesagt, es ist das Ei. Gugelst du.

Moonchild Sanelly - Topic

Als Redewendung steht "Henne oder Ei" für unbeantwortbare Fragen. Moonchild Sanelly liebt jedenfalls Chicken!!! Sie verwendet das Wort als Kosenamen für Frauen. Schon wieder dieses Sexuelle! Man kriegt direkt einen Gusto. (Christian Schachinger, 28.7.2022)