Wasser aus Österreich kann auch ein richtig cooler Drink sein – vorausgesetzt, man vermarktet es dementsprechend. Die Dosen der US-Marke Liquid Death sind mit Wasser aus Oberösterreich gefüllt.

Foto: Christophe Kohl

Ältere Generationen können sich noch an Zeiten erinnern, als es in Österreich Wasser ohne Kohlensäure nur im Gourmetsupermarkt und von französischen Marken oder in südlichen Urlaubsländern zu kaufen gab. Trinkwasser kam schließlich aus der Leitung und war großteils von guter Qualität. Das hat sich nicht massiv geändert, trotzdem gibt es hierzulande auch schon seit geraumer Zeit stilles Mineralwasser an jeder Ecke zu kaufen. Mit Wasser lässt sich schließlich viel Geld verdienen, nicht umsonst sind Lebensmittelkonzerne wie Nestlé im weltweiten Wasserbusiness tätig. Dementsprechend wird es schon lange als lifestyliges Produkt angepriesen. Ein in Kalifornien ansässiges Start-up hat es nun sehr erfolgreich geschafft, Wasser in Dosen zu vermarkten. Abgefüllt werden diese allerdings im oberösterreichischen Frankenmarkt.

Der ungewöhnliche Namensaufdruck auf den Dosen im Stil eines Energydrinks: Liquid Death, darunter "Murder your thirst" – geschrieben in Frakturschrift, darunter ein zerrinnender Totenkopf. Das Marketing funktioniert über Social Media und schräge, witzig-absurde Werbespots, die Botschaft lautet: Wasser in Aludosen zu kaufen sei besser als in der Plastikflasche. Auf Amazon wird es mit "100 % Quellwasser aus den Alpen" angepriesen. Ein Zwölferpack Dosen mit 500 ml kostet wohlfeile 14,99 Dollar (14,78 Euro). Zum Vergleich: Frankenmarkter Mineralwasser vom selben Abfüller Starzinger wird hierzulande in der 1,5-Liter-Flasche im Handel um 0,55 Euro angeboten.

Rasantes Wachstum

Gegründet wurde das Unternehmen 2018 vom früheren Netflix-Kreativdirektor Mike Cessario. Die erste Dose wurde 2019 verkauft, und seither wächst das Unternehmen rasant. Im Jänner dieses Jahres erklärte Cessario in einem US-Magazin, dass Liquid Death an 29.000 Verkaufsstellen in den USA erhältlich sei und man 2021 45 Millionen US-Dollar an Einnahmen erzielt habe. Im Juni wurde ein neuer Werbespot gelauncht, der neue Liquid-Death-Sorten – nun mit Fruchtgeschmack – promotet, für die aktuelle Kampagne wurde Stand-up-Comedian Bert Kreischer gewonnen. "Kill Plastic", lautet der Slogan des Unternehmens. Man füllt das Wasser daher in schlanke Aluminiumdosen. "Recycling von Plastik ist ein Mythos", heißt es auf der Website des Unternehmens. Plastik sei "technisch nicht recyclebar, weil es nicht mehr wirtschaftlich ist, es zu recyceln". Eine Begründung, warum wirtschaftliche und technische Hindernisse für Recycling identisch sein sollen, bleibt man schuldig. Bei Liquid Death weist man darauf hin, dass Aluminium beliebig oft recycelt werden kann. Das stimmt in der Theorie, ist allerdings nicht ganz richtig: Aluminium mit unterschiedlicher Reinheit wird beim Recycling oft zusammengemischt. Beim gewonnenen Material leidet die Reinheit und damit die Qualität, ein Teil des Aluminiums geht zudem beim Prozess verloren.

Der Stand-up-Comedian Bert Kreischer wirbt für Liquid Death.
Liquid Death

Die Hälfte der Dosen wird recycelt

Insgesamt funktioniert das Recycling von Aluminium inzwischen in verschiedenen Industriezweigen gut, mit Recyclingraten etwa bei Autos von über 90 Prozent des eingesetzten Aluminiums. Auch die Energiebilanz beim Recycling von Aluminium ist im Vergleich zur ressourcenintensiven Gewinnung aus Erz deutlich besser. Probleme machen ausgerechnet Getränkedosen: In den USA werden nach Angaben der Aluminum Association, der US-Vertreterorganisation aluminiumproduzierender Unternehmen, weniger als 50 Prozent der Aludosen gesammelt und dem Recyclingprozess zugeführt – Tendenz sinkend. Mehr als die Hälfte der plastikvermeidenden Dosen landet also voraussichtlich auf dem Müll. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Eine Studie der Boston Consulting Group macht, neben dem fehlenden Willen zum Sammeln der Dosen bei der Bevölkerung, den schlechten Zugang von Menschen in den USA zu Sammelbehältern verantwortlich, betont aber auch, dass selbst bereits getrennte Aludosen teils auf dem Müll landen, weil das Recycling zu wenig wirtschaftlich sei. Für Aludosen kommt also dasselbe Argument zum Tragen, das Liquid Death eigentlich als besonderen Nachteil von Plastik ausgemacht hat.

Energieintensive Einwegfalschen

Gewagte Aussagen zur Nachhaltigkeit gibt es auch bei anderen Marken, die Wasser als Lifestyleprodukt bewerben. Bei Hallstein Artesian Water, gegründet von der austro-amerikanischen Familie Muhr, rühmt man sich, dieses in "100 Prozent recycelten" Glasflaschen abzufüllen und sie, wenn gewünscht, "direkt ins Penthouse" zu liefern. Das Einschmelzen des gut recyclebaren Glases ist aber energieintensiv, weshalb die Umweltbilanz von Einwegglasflaschen sehr schlecht ist. Weltweit werden nur etwa 50 Prozent des produzierten Glases recycelt. Nicht zuletzt aus diesen Gründen wird in Österreich die Umstellung auf Pfandflaschen forciert.

Bei Hallstein betont man die immunsystemstärkende Wirkung des Wassers. Das gilt aber für Wasser im Allgemeinen, wenn es ausreichend getrunken wird. Wasser ist lebenswichtig, entfaltet seine gesunde Wirkung aber unabhängig von der Herkunft. Österreichisches Bergquellwasser in Gebiete wie die Rocky Mountains zu verschiffen, wie es bei Liquid Death passiert, mag ein erfrischendes Statement für das Nutzlose sein, wie es das Unternehmen selbst ausdrückt. Umweltfreundlich wird es dadurch nicht. (Petra Eder, Reinhard Kleindl, 28.7.2022)