Laut Außenminister Schallenberg (ÖVP) importiert der Libanon bis zu 80 Prozent seines Getreidebedarfs, was aber aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine erschwert wurde.

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Wien – Die österreichische Bundesregierung hat am Mittwoch die Auszahlung von drei Millionen Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds zur Linderung der Ernährungskrise im Libanon genehmigt. "Die humanitäre Lage im Libanon ist maßgeblich von der Ernährungssicherheit abhängig. Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat sich die Lage daher deutlich verschärft", betonte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). Die Hilfe vor Ort gelte es zu verstärken, "auch um weitere Migrationswellen" zu verhindern.

"Gemessen an der Größe des Landes hat der Libanon die meisten Flüchtlinge weltweit aufgenommen. Überdies steckt das Land inzwischen in einer tiefen politischen Führungskrise", erklärte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe nun auch noch die Ernährungslage dramatisch verschärft, deswegen sei humanitäre Hilfe gegen eine Ernährungskatastrophe so wichtig. "Die Vervierfachung der Mittel der humanitären Hilfe – heuer sogar mehr als 100 Millionen Euro – eröffnet Österreich die Möglichkeit, die Nahrungsmittelhilfe für die Menschen im Libanon zu erhöhen", so Kogler.

77 Prozent der Haushalte betroffen

Der Libanon importiere bis zu 80 Prozent seines Getreidebedarfs. Diese lebensnotwendigen Lieferungen erreichten das Land aufgrund der russischen Aggression nun kaum, erklärte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP). "Hier gilt es entgegenzusteuern und via World Food Programme jenen Menschen zu helfen, die es am dringendsten brauchen. Die dramatischen Entwicklungen im Libanon haben das Potenzial, die gesamte Region zu destabilisieren, das muss mit aller Kraft verhindert werden."

Mindestens 3,2 Millionen Menschen sind im Libanon laut Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) auf humanitäre Hilfe angewiesen, ein Drittel davon sind Kinder, wie es aus dem Außenministerium hieß. Vor allem fehle es an Nahrungsmitteln, Zugang zu sauberem Trinkwasser und angemessenen Sanitäranlagen. 77 Prozent der Haushalte hätten nicht genügend Lebensmittel oder nicht genügend Geld für Lebensmittel zur Verfügung, bei syrischen Flüchtlingshaushalten liege die Zahl bei 99 Prozent. (APA, 27.7.2022)