Papst Franziskus kam mit der Entschuldigung bei den Indigenen einer Forderung von Justin Trudeau nach.

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Quebec/Vatikanstadt – Papst Franziskus hat auf seiner Kanada-Reise bei einem Treffen mit Premierminister Justin Trudeau um Vergebung für die von Christen an den indigenen Völkern begangenen Übel gebeten. Das katholische Kirchenoberhaupt sprach am Mittwochabend in Québec vom System der Internate, das vielen indigenen Familien geschadet und ihre Sprache, Kultur und Weltanschauung gefährdet habe.

Beschämung und Schmerz

"In dieses beklagenswerte, von den damaligen Regierungsbehörden geförderte System (...) waren einige örtliche katholische Einrichtungen miteinbezogen", erklärte der 85-Jährige. "Dafür bringe ich Beschämung und Schmerz zum Ausdruck und wiederhole gemeinsam mit den Bischöfen dieses Landes meine Bitte um Vergebung."

Im Mittelpunkt der Reise Franziskus' stehen Treffen mit den Indigenen und die Bitte um Vergebung. Franziskus kam mit der Entschuldigung einer Forderung Trudeaus nach. Dieser hatte vor rund einem Jahr verlangt, dass der Argentinier dafür nach Kanada kommen sollte, nachdem Experten mehr als 200 anonyme Kindergräber in der Nähe eines einst von der katholischen Kirche geführten Internats gefunden hatten.

Ungleicher Wohlstand

Franziskus kritisierte bei seinem Treffen mit Trudeau auch die ungleiche Verteilung von Wohlstand. "Es ist ein Skandal, dass der durch die wirtschaftliche Entwicklung geschaffene Wohlstand nicht allen Teilen der Gesellschaft zugutekommt", sagte der Papst. Viele Menschen suchten bei den Kirchengemeinden Hilfe. "Selbst in einem so entwickelten und fortschrittlichen Land wie Kanada, das der sozialen Fürsorge viel Aufmerksamkeit widmet, gibt es nicht wenige Obdachlose."

Franziskus empfand es nach eigenen Worten als "traurig", dass unter den Ureinwohnern oft hohe Armut herrscht, die mit niedriger Schuldbildung sowie einem erschwerten Zugang zu Wohnraum und Gesundheitsversorgung verbunden ist. (APA, 28.7.2022)