Während im Stubaital noch die Aufräumarbeiten laufen und nach dem vermissten Pfarrer gesucht wird, warnt das Land Tirol vor der nächsten Unwetterfront.

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Innsbruck – Basierend auf den Prognosen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ruft das Land Tirol für Donnerstagnachmittag zu erhöhter Vorsicht im Zentralraum auf. Wieder werden Gewitter mit punktuellem Starkregen erwartet. Aufgrund der schwachen Höhenwinde können sich Regenzellen in einem Gebiet länger halten und an Ort und Stelle hohe Niederschlagsraten verursachen, heißt es in der Aussendung des Landes. Hauptbetroffene Gebiete werden wieder das Stubaital, das Wipptal, das hintere Zillertal sowie Osttirol sein. Auch im Außerfern, am Arlberg und im Paznaun wird zur Vorsicht aufgerufen.

Vor allem jene Regionen, wo die Unwetter am Freitag und am Montag schwere Schäden verursacht haben, bereiten den Behörden Sorgen. Denn dort sind die Geschiebebecken, die Siedlungsräume vor Muren und Überflutungen schützen sollen, oftmals noch voll mit Material und können so ihre Schutzfunktion zum Teil nicht erfüllen. Das größte Schadenspotenzial liege daher "südlich des Inns", teilte das Land mit.

Land appelliert, Gefahrenzonen zu meiden

"Ganz grundsätzlich gilt es, bei kräftigen Regenschauern bestimmte Verhaltensregeln zu beachten, um Schäden bestmöglich zu verhindern. Wichtig ist beispielsweise, Fenster, Türen und Garagentore sowie Dachfenster und Lichtkuppeln zu schließen", wird Elmar Rizzoli, Leiter der Abteilung Krisen- und Gefahrenmanagement des Landes, zitiert. Aufgrund der aktuellen Wetterprognosen seien auch lokale Naturereignisse wie Muren nicht auszuschließen. Daher richtete Rizzoli den dringenden Appell an die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten, bei Regen- oder Starkregenereignissen von Gefahrenbereichen wie Fließgewässern und Gräben Abstand zu halten.

Nicht unbedingt notwendige Autofahrten oder Spaziergänge seien zu vermeiden. Das gelte insbesondere für die bereits vorbelasteten Gebiete südlich des Inn, stellte Rizzoli klar. Vor allem im Stubaital hatten die Unwetter zuletzt große Schäden angerichtet, an deren Beseitigung noch immer mit Hochdruck gearbeitet wird.

Suche nach vermisstem Pfarrer wird Sonntag fortgesetzt

Der Seelsorger des Tales, Pfarrer Augustin Kouanvih, gilt seit Freitag als vermisst. Er dürfte in seinem Auto sitzend von den Fluten mitgerissen worden sein. Die Suche nach dem Geistlichen werde am Sonntag fortgesetzt, sagte Konrad Kirchebner von der Tiroler Wasserrettung am Donnerstag zur APA. Derzeit sei der Wasserstand der Ruetz noch zu hoch, daher habe man sich nach Durchsicht der Wetterdaten und der Beurteilung des Abflussgeschehens dafür entschieden.

Man brauche einfach einen niedrigeren Wasserstand, um wirklich effektiv suchen zu können, sagte Kirchebner. Am Sonntag werde man dann schon ziemlich früh mit einer großangelegten Suche beginnen, bei der unter anderem eine Unterwasserkamera zum Einsatz kommt. Zuletzt hatte Kirchebner davon gesprochen, dass sich die Aufgabe wie die "Suche nach der Nadel im Heuhaufen" gestalte. Nachdem es am Montagabend im Stubaital erneut ein schweres Unwetter gegeben hatte, wurde die Suche nach dem Pfarrer vorerst unterbrochen. Bisher wurden lediglich private Gegenstände des Geistlichen wie eine Bibel, Dokumente und eine Visitenkarte gefunden. Zudem wurde ein Teil des Fahrzeugs des 60-Jährigen am Samstag in der Ruetz entdeckt.

Bisher rund sechs Millionen Euro Schaden

Vor allem die Gemeinden Fulpmes, Neustift und Mieders waren von den Unwettern betroffen. Die Geschiebebecken hatten am Freitag tausende Kubikmeter Gestein und Geröll abgefangen und dadurch weitere Vermurungen verhindert. Alleine im Geschiebebecken des Margaretenbachs in Fulpmes hatten sich nach Angaben des Landes bis zu 25.000 Kubikmeter Geschiebe gesammelt.

Das Land schätzte das finanzielle Ausmaß der Schäden auf rund sechs Millionen Euro. Von den Millionenschäden ist laut Sicherheitsreferent und Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler (ÖVP) eine Million Euro dem Landesstraßennetz (Brücke und Aufräumarbeiten) zuzurechnen, 2,5 Millionen der Wildbach-und Lawinenverbauung und 2,5 Millionen dem Wasserbau (an der Pitze, Mellach und Ruetz). Zusätzlich seien über 20 private Schadensereignisse registriert worden. (Steffen Arora, APA, 28.7.2022)