Allein mit der Kaffeemarke Nespresso machte Nestlé im Vorjahr rund 6,5 Milliarden Franken Umsatz.

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Vevey – Der Schweizer Nahrungsmittel- und Getränkeriese Nestlé hat die Produktpreise deutlich angehoben. Im ersten Halbjahr erhöhte der Hersteller von Nespresso, Kitkat und Maggi seine Preise um durchschnittlich 6,5 Prozent, wie er am Donnerstag mitteilte. In der Vorjahresperiode hatte sich der Anstieg auf lediglich 1,3 Prozent belaufen. Nestlé wolle mit den Erhöhungen den "beispiellosen" Anstieg der Rohstoff-, Verpackungs-, Fracht- und Energiekosten abfedern.

Nestlé sei aber bereit, einen Teil der Inflation selbst zu schultern und einen vorübergehenden Margenrückgang in Kauf zu nehmen, sagte Konzernchef Mark Schneider. "Wir arbeiten sehr, sehr hart an Effizienzsteigerungen, um die Auswirkungen auf unsere Verbraucher abzumildern."

Gewinnrückgang um 11,7 Prozent, Umsatz stieg um 9,2 Prozent

Der Reingewinn von Nestlé sank in den ersten sechs Monaten um 11,7 Prozent auf 5,2 Milliarden Franken (5,34 Milliarden Euro) und verfehlte damit die Analystenerwartungen. Nestlé verwies auf Wertberichtigungen etwa für das Russland-Geschäft sowie auf Restrukturierungskosten. An der Börse verloren die Aktien 1,5 Prozent.

Die Preissteigerungen kurbelten das Wachstum an. Der Umsatz kletterte im Halbjahr um 9,2 Prozent auf 45,6 Milliarden Franken (46,7 Milliarden Euro). Davon entfiel der Löwenanteil auf höhere Preise, der Rest auf Volumenwachstum und Zukäufe. Schneider hob die Prognose für das organische Umsatzwachstum im Gesamtjahr von rund fünf Prozent auf sieben bis acht Prozent an. Zuvor hatten bereits andere Konsumgüterkonzerne wie Unilever, Danone und Reckitt Benckiser ihre Umsatzprognosen für das Gesamtjahr erhöht, nachdem sie dank kräftiger Preiserhöhungen die Umsatzerwartungen für das zweite Quartal übertroffen hatten.

Angst vor billigeren Alternativen

Für die Branche ist entscheidend, ob die Verbraucher die Preiserhöhungen weiterhin schlucken und im Supermarkt nach hochpreisigen Produkten greifen. "Dies ist natürlich die Schlüsselfrage, die jeder sehr genau beobachtet", sagte Schneider. Kepler-Cheuvreux-Analyst Jon Cox sagte: "Die hohen Preise werden sich zwangsläufig irgendwann auf das Volumen auswirken, da sich die unter Druck stehenden Verbraucher wahrscheinlich in einigen Fällen nach billigeren Alternativen umschauen." (APA, Reuters, red, 28.7.2022)