Rosa Stofflehnen einer übergroßen Parkbank von Künstlerin Iklim Doğan ziehen sich durch den Raum.
Foto: Marlene Fröhlich

Wien – 19.884 Bänke zieren die Parkanlagen: ein Alltagsphänomen. Dass die Parkbank weitaus mehr als ein Ausdruck der Wiener Gemütlichkeit ist, verdeutlicht die Ausstellung Nehmen Sie Platz! Die Parkbank als soziale Skulptur im Wiener Musa. Denn Parkbänke können auch politisch sein: Als Bestandteil des öffentlichen Raumes laden sie gleichermaßen zum Verweilen ein, wie sie davon ausschließen.

Der Frage "Wem gehört der öffentliche Raum?" widmen sich Werke – Videos, Fotos, Essays und Installationen – sieben Kunstschaffender. Die Parkbank wird dabei gleichsam zum verwendbaren Möbelstück und zum Installationsobjekt. So ziehen sich Lehnen aus rosa Stoffbahnen, bestickt mit Fragmenten der österreichischen Geschichte, durch den Ausstellungsraum. Ein Fotoessay verdeutlicht, wie die verschiedenen Umstände des Sitzens auch in der Sprache Niederschlag finden: Besitz, Wohnsitz, Ansitz – Beispiele gibt es viele.

Feindliche Architektur

Doch ebenso wie Parkbänke zum Sitzen einladen, unterbinden sie unerwünschtes Verhalten wie die Nutzung als Schlafplatz – Stichwort "Hostile Design", also feindliches Design. Ein Thema, dem vor allem die Videoinstallation der Künstlerin Anna Jermolaewa nachgeht, die 1989 aus der Sowjetunion flüchtete und einige Tage am Wiener Westbahnhof verbrachte. In Research for Sleeping Positions zeigt sie, wie schwer es ist, auf den dort verfügbaren Bänken zu schlafen.

Die unterschiedlichen Installationen verbindet ein auf Boden und Wände aufgezeichnetes Liniennetz. Verschiedene Knotenpunkte bilden Wegweiser und Infotafel zugleich: Sie erklären Begriffe wie die vergessenen "Sesselfrauen", die einst die Sessel der Wiener Parks verliehen, Verzeichnisse wie die "Sitzfibel" oder das "Parkbankarchiv". Auch klären sie über die Möglichkeit einer Parkbankpatenschaft für die eigene Lieblingsbank auf.

Im Musa-Außenbereich lädt schließlich noch die Parkbankgalerie zu einem Streifzug durch die gesamte Wiener Parkbankgeschichte ein – Probesitzen möglich. (Laura Kisser, 29.7.2022)