Der ehemalige Kanzler sehe sich nicht als Marke, sondern als Ich, sagte er bei einer Veranstaltung in Salzburg.

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Es war nach dem ÖVP-Bundesparteitag in Graz der zweite öffentliche Auftritt von Sebastian Kurz nach seinem Abgang als Bundeskanzler. Beim Salzburg-Summit trat der ehemalige ÖVP-Parteiobmann als Unternehmer und Investor auf und wurde vom Magenta-Chef Andreas Bierwirth interviewt. Es ging vor allem um die Neuerfindung der "unfassbar starken politischen Marke" Sebastian Kurz, wie es Bierwirth in seiner Frage formulierte. "Zum Glück sehe ich mich nicht als Marke, sondern als Ich", antwortete Kurz. Er sei aber angekommen in seiner neuen Rolle, "soweit man das in einem halben Jahr sein kann". Die Tätigkeit als Unternehmer sei eine ganz andere, und auch das Umfeld habe sich verändert, den Großteil seiner Zeit verbringe er außerhalb von Europa.

Kurz blickte auch zurück auf seine politische Laufbahn, die er selbst nicht als "klaren positiven Weg" wahrgenommen habe. So sei etwa der Anfang als Staatssekretär furchtbar gewesen, erzählt er. In der schwierigen Phase, bevor er die Politik verlassen habe, habe er Robustheit dazugewonnen. Inhaltlich am meisten gelernt habe er als junger Außenminister, als er um die Welt gereist sei. Die Pandemie habe ihn das Umgehen mit Druck gelehrt. "Weil es immer Abwägungsentscheidungen sind, die immer auch starke Schatten oder Downsides hatten", sagte Kurz.

"Ich bin das Gegenteil von einem Einzelgänger"

Besorgt schaute Kurz auf den "Trend zu einer Welt der zwei Blöcke", angesprochen auf den Konflikt USA gegen China und wo Europa darin seinen Platz finden werde. "Je mehr es uns gelingt, eine eigenständige Position einzunehmen, desto besser wird es wirtschaftlich für uns sein."

In seiner jetzigen Position als Global Strategist bei Thiel Capital sei er teamorientiert wie in der Politik. "Ich bin das Gegenteil von einem Einzelgänger. Ich wollte noch nie etwas alleine machen, ich kann auch nix alleine machen." Eine Rückkehr in die Politik schloss Kurz auf Nachfrage aus. "Nein, ich hatte meine Zeit." (Stefanie Ruep, 28.7.2022)