Alles, was Räder hat wird derzeit von der OMV eingesetzt, um Öl und Gas nach Österreich zu bringen.

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Wien – Die Ölmultis wissen angesichts der Öl- und Gaspreisrally offenbar nicht mehr, wohin mit ihren Gewinnen. Shell und Total steigerten ihre Periodenüberschüsse kräftig und kaufen eigene Aktien in Milliardenhöhe. Nicht minder rekordverdächtig sind die Halbjahresgewinne von Verbund und OMV. Beide profitieren von den anhaltend hohen Gas- und Strompreisen.

Vergessen sind die zwei Milliarden Euro, die die OMV mit der Ostseepipeline Nord Stream 2 und dem russischen Gasfeld Juschno-Russkoje versenkt hat. Trotz rückläufiger Produktion verdoppelten sich Umsatz und Gewinn im ersten Halbjahr um 124 Prozent auf 30,6 Milliarden bzw. um 95 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro (siehe Grafik). Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (CCS-Ebit) stieg gar auf 5,56 Milliarden Euro. Bei der Verbund AG ist es ähnlich. Für heuer erwartet Österreichs größter Elektrizitätskonzern 1,7 bis 2,03 Milliarden Euro Überschuss. Im ersten Halbjahr stieg der Nettogewinn um 152 Prozent auf 817 Millionen Euro.

Das facht die Debatte über die Abschöpfung sogenannter Windfall-Profits an. SPÖ, Arbeiterkammer (AK) und Greenpeace forderten eine Art Sondersteuer für Energiekonzerne.

Krisengewinne

Auf 2,7 Milliarden Euro taxiert das sozialliberale, der Gewerkschaft nahestehende Momentum-Institut den Übergewinn bei Verbund und OMV allein im ersten Halbjahr. Im Vergleich zu den ersten Jahreshälften der Vorjahre belaufe sich dieser Übergewinn auf 2,1 Milliarden Euro. Hält die irrationale Preisgestaltung an, würde beiden teilstaatlichen Konzernen zusammen bis zu 5,4 Milliarden Euro an Übergewinnen in die Kassen gespült, rechnet Momentum vor. "Die Inflation ist zwar großteils importiert, gewisse Energiepreisanstiege sind jedoch hausgemacht", sagt Momentum-Ökonom Jakob Sturn in Anspielung auf die in der Kritik stehende Strompreisbildung ("Merit-Order"), die von Gaskraftwerken bestimmt wird und so den Strompreis antreibt.

OMV-Chef Alfred Stern verwies auf Zusatzkosten, etwa das auf 1,9 Milliarden erhöhte Net Working Capital allein für Gaseinlagerung, auch investiere man 3,7 Milliarden Euro.

Bruchlinien in der Koalition

Auf koalitionsinterne Bruchlinien deutet der Auftrag von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) an die Staatsholding Öbag hin, mögliche Varianten zur Sicherstellung der Gasversorgung in Österreich zu prüfen. Am Tisch sitzen Öbag, OMV und Verbund. Ideengeber sind laut "Presse" ausgerechnet der frühere Energieregulator Walter Boltz und der im Unfrieden verabschiedete OMV-Chef Gerhard Roiss.

Insider werten die Aktivität denn auch als Giftpfeil in Richtung Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne), die für die Versorgung fachlich zuständig ist. Die beiden sollten besser zusammenarbeiten, ätzt prompt ein Insider. Die Beteiligungsholding Öbag ist dem Vernehmen nach überschaubar begeistert, sieht als aber als ihre Aufgabe, die Beteiligungsunternehmen zu unterstützen und gemeinsam mit dem Ministerium mögliche Lösungen zu erarbeiten. (ung, 28.7.2022)