Spätestens seit Beginn der Corona-Krise ist sie ein oft und gern benutztes Schlagwort: die Eigenverantwortung. Oftmals besteht die Krux in diesem Kontext darin, ob man immer noch freiwillig Maske trägt und sich im Alltag zurücknimmt, auch wenn es nicht mehr offiziell notwendig wäre. Wenn Pandemie-Regeln gelockert werden und es von gesetzlicher Seite nicht mehr geboten ist, sich in großem Ausmaß einzuschränken, dann wird gern an die Verantwortung des Einzelnen appelliert. Es geht dann um das eigenständige Treffen von Entscheidungen und die individuelle Einschätzung, welches Verhalten man in welcher Situation unter verschiedenen Aspekten angemessen findet. Doch was bedeutet Eigenverantwortung eigentlich?

Der Appell an die Eigenverantwortung ist allgegenwärtig.
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Verantwortung: Was man tun muss – und was man ohne Not tut

Verantwortung an sich ist ein Thema, das schier unzählige Bereiche umfasst. Es hat viel mit Pflichten zu tun, die von außen an einen herangetragen werden und für die man sich entscheidet. Man ist beispielsweise verantwortlich für Kinder, Haustiere und Aufgaben, die man im Job übernimmt, aber auch für die eigene Work-Life-Balance. Man ist verantwortlich dafür, dass man pünktlich die Miete und die Stromrechnung zahlt. Man trägt aber auch soziale Verantwortung innerhalb der Gesellschaft. Man kann freiwillig Verantwortung übernehmen oder sich vor ihr drücken. Man kann schwer an ihr tragen oder sich ihr gewachsen fühlen.

Eigenverantwortung scheint ein Stück weit darüber hinauszugehen. Es geht darum, den Blick nach innen zu richten und sich zu fragen: Was mache ich, weil ich es für richtig halte, obwohl ich es nicht müsste? Oder umgekehrt: Was mache ich nicht, weil ich es nicht für richtig halte, obwohl ich es müsste? Es geht stark darum, wie man das, was man tut und lässt, mit dem eigenen Gewissen vereinbaren kann. Schon der französische Dramatiker Molière (1622–1673) hat es auf den Punkt gebracht: "Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun."

Wie halten Sie es mit der (Eigen-)Verantwortung?

Wie definieren Sie für sich Eigenverantwortung, und in welchen Bereichen leben Sie diese aus? Wofür fühlen Sie sich in Ihrem Leben verantwortlich, wofür gesamtgesellschaftlich – und wie geht es Ihnen dabei? Diskutieren Sie im Forum! (dahe, 1.8.2022)