Die Gründerinnen des Ad Girls Club: Isabel Gabor und Lisa Eppel.

Foto: Ad Girls Club

Die Organisation Ad Girls Club hat unter 1.481 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Werbebranche in den DACH-Ländern eine Umfrage zu Sexismus am Arbeitsplatz durchgeführt. Rund drei Viertel der Befragten waren Frauen, 21 Prozent Männer und ein Prozent diverse Personen, die Mehrheit stammte aus Deutschland.

Die Ergebnisse für das Jahr 2022: Für 81 Prozent hat die Werbebranche ein Sexismusproblem, 21 Prozent der Befragten haben in den letzten zwei Jahren sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Im Vergleich zur ersten Umfrage von 2020 ist das ein Rückgang, vor zwei Jahren sahen noch 96 Prozent ein Sexismusproblem in der Branche. Damals haben allerdings nur Finta-Personen (Frauen, intersexuell, nonbinär, trans- und agender) an der Befragung teilgenommen.

Gender-Pay-Gap

Die Umfrage zeigt auch, dass Unterschiede in der Bezahlung weiterhin wahrgenommen werden. Drei Viertel der Umfrageteilnehmerinnen glauben, dass Männer in gleicher Position besser verdienen. Für 61 Prozent der Frauen haben "weiblich gelesene Personen keine gleichwertige Chance auf Karriere", bei den befragten Männern glauben das nur 42 Prozent. Insgesamt 66 Prozent wünschen sich eine Frauenquote in Agenturen.

Die Agenturen selbst unternehmen für 48 Prozent der Befragten genug gegen Sexismus, knapp die Hälfte wünscht sich allerdings vertrauensvolle Ansprechpartner. 76 Prozent würden "ihre Agentur einer weiblich gelesenen Person weiterempfehlen". Das Sexismusproblem ist für die Hälfte der Befragten ein Grund, die Werbebranche zu verlassen.

Insgesamt sehen 67 Prozent eine positive Veränderung der Branche in Bezug auf Gleichstellung und Gleichberechtigung im Vergleich zu 2020.

Beratung und Aufklärung

Lisa Eppel und Isabel Gabor führten die Umfrage durch, sie haben 2020 den Ad Girls Club gegründet, um gegen Sexismus in der Werbebranche zu kämpfen, wie sie selbst sagen. Das "aktivistische Kollektiv" will einerseits die Interessen der Branchenmitarbeiter und -mitarbeiterinnen vertreten und bietet andererseits Agenturen und Unternehmen Beratung und Aufklärung im Bereich Sexismus an. Ihr Manifest, mit dem strukturellem Sexismus der Kampf angesagt werden soll, haben bisher 30 Agenturen in Deutschland unterzeichnet. (awe, 29.7.2022)