Afrikanische Elefanten brauchen etwa 240 Liter Wasser täglich. Um zu Wasserlöchern zu gelangen, legen sie große Strecken zurück.
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Dass Dürren in Afrika zu Ernteausfall und Hungersnöten führen können, ist bekannt. Durch extreme Dürren kommen nun die in Afrika heimischen Tiere unter Druck, die eigentlich an Wasserknappheit und wechselnde Umweltbedingungen angepasst sind. Wie der kenianische Minister für Umwelt und Tourismus, Najib Balala, der BBC erklärte, starben in Kenia seit Jahresbeginn 179 Elefanten, nur elf davon durch Wilderei. In Summe würden inzwischen zwanzigmal mehr Elefanten durch den Klimawandel getötet als durch Wilderer.

Enormer Wasserbedarf

Elefanten haben enormen Bedarf an Futter und Wasser. Sie können sich von trockenem Gras ernähren, etwa 300 Kilogramm täglich. Dazu trinken sie aber etwa 240 Liter Wasser. Derzeit trocknen jedoch die Wasserlöcher aus, weil Kenia von der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren heimgesucht wird.

Etwa 36.000 Elefanten gibt es in Kenia, die durch die Dürre nun akut bedroht sind und auf der Suche nach Wasser auf Wanderschaft gehen – mitten in der Paarungssaison. Dieses Jahr werden weniger Junge zur Welt kommen, und für die Neugeborenen sind die Überlebenschancen schlecht. Wie die Sache ausgehen könnte, sah man in den Siebzigern, als es ebenfalls zu einer langanhaltenden extremen Dürre kam. Damals starben 6.000 Elefanten.

So wenig wie zuletzt 1981

Es scheint aus Naturschutzgründen also geboten, die Elefanten künstlich mit Wasser zu versorgen. Doch so einfach ist es nicht. Die Dürre betrifft nicht nur Tiere, sondern ganz besonders auch die Bevölkerung. Viele der Wasserlöcher – Anziehungspunkte für Touristen bei Safaris, weil sie das Wild anlocken – sind nicht natürlich, sondern "gepumpt". Dieses Wasser ist auch für die Bevölkerung lebensnotwendig. Die Dürre beschränkt sich dabei nicht auf Kenia, auch Somalia und Äthiopien haben zuletzt 1981 so wenig Niederschlag in den Monaten März, April und Mai gehabt.

Ein Jahr nach der Rekorddürre 1981 gab es wieder Wasser in den Wasserlöchern Afrikas.
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Elefanten ohne Stoßzähne

Es gibt auch eine gute Nachricht. Für das Problem der Wilderei haben Elefanten in Teilen Afrikas inzwischen eine Lösung gefunden, wie letztes Jahr eine Studie im Fachjournal "Science" zeigen konnte: Durch den evolutionären Druck von Wilderei wegen des Elfenbeins während des zwanzig Jahre dauernden Bürgerkriegs in Mosambik, der 1992 endete und die Elefantenpopulation des Landes um 90 Prozent reduzierte, entwickeln nach Erholung der Bestände viele Weibchen keine Stoßzähne mehr. Der Mensch wird hier zunehmend zum Faktor für evolutionäre Anpassung, vergleichbar mit der Situation bei Fischen, die bei Überfischung früher geschlechtsreif werden.

Gelöst ist das Problem der Jagd auf Elefanten für Elfenbein damit nicht. Laut EU-Kommission werden jährlich bis zu 30.000 Elefanten in Afrika wegen ihrer Stoßzähne getötet. Minister Balala spricht von zehn gemeldeten Abschüssen von Elefanten durch Wilderer. Es könnten auch mehr sein. Afrikanische Staaten haben zum Teil selbst finanzielle Interessen im Zusammenhang mit der Jagd auf Wild. So werden Abschüsse alter Tiere an zahlende Jäger verkauft, was etwa beim Löwen Cecil, der in Simbabwe von einem amerikanischen Zahnarzt mit Pfeil und Bogen erlegt wurde, im Jahr 2015 für einen Skandal sorgte.

Verschärfung bestehender Probleme durch Klimawandel

Auch afrikanische Elefanten können mit der vom Klimawandel verursachten Trockenheit nicht mehr umgehen.
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Das Problem stellt sich überall auf der Welt ähnlich dar: Bisher bekannte Naturschutzbedrohungen werden durch den Klimawandel zunehmend verschärft oder in den Schatten gestellt. Auch für die Elefanten in Afrika wird der Klimawandel zur Bedrohung. (Reinhard Kleindl, 29.7.2022)