"Kasperl der Woche" in der "Krone": Gesundheitsminister Johannes Rauch.

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Wenn sich der Gesundheitsminister mit Schwerpunkt Konfusion nicht bald eine aufmunternde Spritze verabreichen lässt, landet er demnächst als Kolumnist in der "Kronen Zeitung". Die Frage ist dann nur noch, ob er als solcher dort seinen Vorgänger verdrängt oder ob er den Platz von Tassilo Wallentin einnimmt, wenn der sich doch noch zur Kandidatur für die Hofburg entschließt, um Kickl zu ärgern. Die Qualifikation für den Job hat Rauch, ernannte ihn das Blatt doch neulich zum Kasperl der Woche. Er habe, berichtete es, in einer Diskussion die Nerven verloren, weil er zu seinen Behauptungen kaum wissenschaftliche Daten vorlegen konnte. Man sieht daran, wie es um die Nerven von Regierungsmitgliedern bestellt sein muss, die es noch nicht zum Kasperl der Woche gebracht haben. Aber keine Angst, es kommt jede/r einmal dran.

Den Mangel an wissenschaftlichen Daten versuchte Rauch mit einer leicht überzogenen Selbsteinschätzung auszugleichen, indem er vor Verlassen der Diskussion behauptete: "Ich bin – ernsthaft – nicht ganz so bescheuert, wie viele mich hier halten." Das kann man glauben oder nicht, aber zuerst müsste er davon seine Frau überzeugen.

Lachende Redakteurin, schwermütig wirkender Landwirtschaftsminister

Der zarte Daumen der Tierredakteurin des Blattes bleibt weiterhin fest auf dem Auge des Landwirtschaftsministers. Donnerstag konnte die "Krone" schon wieder einen weiteren Erfolg im Tierschutz vermelden: Milchkühe werden früher von der Kette befreit! Leicht war das nicht. Es war ein zähes Ringen, um diese Verbesserungen durchzusetzen. Aber alle Vertreter der Landwirtschaft, von Minister Norbert Totschnig über Bauernbundpräsident Georg Strasser und Kammer-Präsident Josef Moosbrugger, sehen diesen Schritt als richtungsweisend nicht für die Kühe, nein, für unsere Bauern. Man fragt sich natürlich, wozu das zähe Ringen, wenn man das Richtungsweisende nur der "Krone" zu entnehmen bräuchte. Unter einem Bild, das die lachende Redakteurin und einen schwermütig wirkenden Landwirtschaftsminister zeigte, wurde die Befehlskette offengelegt: Bundesminister Norbert Totschnig präsentierte Maggie Entenfellner vorab die neue Verbesserung im Tierschutz. Brav apportiert.

Weil sonst nichts los war, opferte "Die Presse" Dienstag die ganze erste Seite und etwas mehr nicht etwa der Bestätigung, sondern der Erhärtung eines alten Gerüchts, der Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek befände sich unter dem Schutz des russischen Geheimdienstes in Moskau. "Die Presse" schreibt im Zuge dieser Gerüchtserhärtung von Dokumenten, die sollen Marsalek etwa im Moskauer Nobelrestaurant La Marée zeigen, das für seinen Fisch berühmt ist und in dem auch der russische Staatspräsident, Wladimir Putin, diniert. Marsaleksoll sich in der Metropole mit schönen Frauen umgeben und wilde Partys gefeiert haben. Jetzt blöd: Die Echtheit solcher Dokumente zu überprüfen ist schwierig und langwierig: Eine Quelle entpuppte sich als nicht redlich, was kein schöner Zug ist, aber auch wieder nicht bedeutet, dass alle Quellen unbrauchbar sind.

Marsalek in Minsk

Einmal kam Marsalek in Minsk vorbei, dort soll er sich zuerst in der VIP-Lounge ausgerastet haben, die – soweit sich die Spur verfolgen lässt – wohl von einem seiner engsten Vertrauten über das Minsker Reisebüro Planeta Grioz gebucht worden ist. Einer, der mehr wissen sollte, war einst gewichtiger Abteilungsleiter im Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, der sagt aber nichts, weil er in Dubai lebt und die österreichische Justiz meidet. Um doch etwas aus seriöser Quelle zur Erhärtung von Gerüchten beizutragen, ein Vorschlag: Marsalek tritt im russischen Fernsehen regelmäßig als Wladimir Putin auf, und wenn er frei hat, umgibt er sich im Nobelrestaurant La Marée mit schönen Frauen. Er kann sie nicht hungern sehen.

Eine echte Sensation versteckte der "Kurier" Donnerstag auf Seite sechs, der Titel zog sich allerdings über alle sechs Spalten: Erster Auftritt von Sebastian Kurz nach dem Rückzug aus der Politik. Er werde beim Salzburger Summit am Nachmittag ein Interview geben. Thema? Vorerst Fehlanzeige. Egal. In der Funktionsbezeichnung wird Kurz als "Global Strategist" des Unternehmers Thiel Capital angeführt. Anzunehmen ist daher, dass er über geopolitische Zusammenhänge sprechen wird, eher nicht über die Innenpolitik. Bei einem Besuch des Konzerts von Elina Garanca im Juli im Stift Göttweig ließ er anklingen, dass ihn die heimische Innenpolitik kaum noch beschäftige.

Nur "Krone"-Kolumnist Michael Jeannée ließ mit einem Ruf nach Kurz aufhorchen. Er blieb allein. (Günter Traxler, 31.7.2022)