Justizministerin Alma Zadić betonte erneut die besondere Stellung der WKStA.

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Wien – Mit seiner Forderung nach Auflösung der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ist der Präsident der Wiener Rechtsanwaltskammer, Michael Enzinger, auf klare Ablehnung gestoßen. Nicht nur die Grünen wiesen dieses Ansinnen zurück, auch das Justizministerium teilte mit, dass der Status dieser wesentlichen Justizbehörde zur Bekämpfung von Korruption nicht geändert wird.

Enzinger hatte im "Kurier"-Interview dafür plädiert, die 2009 gegründete WKStA als Sonderbehörde aufzulösen und den vier Oberstaatsanwaltschaften zuzuteilen. Er bezeichnete diese zur besseren Korruptionsbekämpfung eingerichtete Sonderstaatsanwaltschaft als "Unguided Missile" (ungelenkte Rakete, Anm.) – und kritisierte, dass diese "Österreich unter Generalverdacht der Korruption stellt. Da leidet auch der Ruf eines ganzen Landes im Ausland."

"Wesentliche Justizbehörde zur Bekämpfung von Korruption"

Enzinger hielt den Korruptionsermittlern lange Verfahrensdauer vor und dass sie sich Freiräume geschaffen hätten, "die keine andere Staatsanwaltschaft für sich in Anspruch nimmt".

Das von Alma Zadić (Grüne) geleitete Justizministerium denkt freilich nicht an eine Auflösung. "Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ist die wesentliche Justizbehörde zur Bekämpfung von Korruption, aber auch von anderen Formen der schwerwiegenden Wirtschaftskriminalität, u.a. organisierte Schwarzarbeit. Das Ministerium hat bereits in der Vergangenheit klargestellt, dass dieser Status der WKStA als zentrale Staatsanwaltschaft mit Zuständigkeit für das gesamte Bundesgebiet nicht geändert wird. Das gilt unverändert", hielt Ministeriumssprecherin Christina Ratz fest.

Grüne sehen Zusammenhang mit früheren ÖVP-Angriffen

Die grüne Justiz- und Verfassungssprecherin Agnes Prammer stellte Enzingers Aussage in einen Zusammenhang mit den – in jüngerer Zeit verstummten – Angriffen von ÖVP-Politikern gegen die WKStA. Schließlich sei der Wiener Anwaltskammer-Präsident auch Gesellschafter der ÖVP-nahen Agentur Heidi Glück Media. Einmal werde da über eine gut funktionierende Behörde hergefallen, "nur weil diese immer wieder unangenehme Wahrheiten ans Licht bringt".

Auch Enzingers Pauschalangriff sei "entbehrlich" – Prammer wandte sich gegen eine "Opfer-Täter-Umkehr nach dem Motto 'Kill the messenger'". Nicht jene, die Korruptionsvorwürfe aufklären, würden Österreich im Ausland in Verruf bringen, sondern jene, die Korruption begingen. Es gelte, wirksam gegen diese vorzugehen – und eine unabhängige und schlagkräftige WKStA trage "maßgeblich dazu bei, Politik und Wirtschaft möglichst sauber zu halten". (APA, 29.7.2022)