9,2 Prozent Inflation im Juli. Preisschübe bei Haushaltsenergie und der Gastronomie. Wieso eigentlich bei der Gastronomie? Wäre spannend, das einmal näher anzuschauen.

Aber: Das ist ein ungutes Vorzeichen für einen Herbst und Winter des Missvergnügens und des Protests. Die üblichen Verdächtigen warten schon: Alte Bekannte aus der rechten Corona-Leugner-Szene verfolgen den Bundespräsidenten mit Pfeifkonzerten – und einem Galgen. Verfassungsschutz, bitte aufwachen.

In Frankreich, mit den Gelbwesten und Straßenschlachten in Paris und anderswo, ging es auch um den Benzinpreis.
Foto: imago images/Le Pictorium/Julien Mattia

Diese Gruppen sind derzeit nicht allzu groß, aber sie haben nicht wenige, notfalls mobilisierbare Unterstützer. Und wenn dann normale, zivilisierte Bürger die volle Härte des Preisauftriebs spüren, kann es ungemütlich werden. Es wird vielleicht nicht so wie in Frankreich mit den Gelbwesten – Straßenschlachten in Paris und anderswo –, aber da ging es auch um den Benzinpreis. Und im Grunde um "das System", womit viele eigentlich die Demokratie meinen.

Die Regierung wirft mit Geld um sich bzw. kündigt breitflächige Sonderzahlungen für die Bevölkerung an. Der Stromrechnungsdeckel (eine Subventionierung des Strompreises) ist aber kompliziert, Details dann in ein paar Wochen. Gut, geht wahrscheinlich nicht anders. Diffizile Fragen.

Dennoch wäre es höchst verhängnisvoll, es so wie bei der Corona-Politik zu machen: im Sommer die Zügel schleifen lassen, im Herbst erschrecken. (Hans Rauscher, 29.7.2022)