Proteste für die Rechte von trans Personen Ende März in Mexiko City.

Foto: EPA/Isaac Esquivel

Das geplante Selbstbestimmungsgesetz in Deutschland soll erlauben, das Geschlecht amtlich ohne Zuziehung psychiatrischer Gutachten zu ändern. Das hat eine Debatte um trans Identität und Schutzräume für Frauen entfacht. Ein Überblick.

WER IST TRANS?

Mit trans oder transgender sind Personen gemeint, deren bei der Geburt zugeschriebenes Geschlecht sich mit ihrer entwickelten Geschlechtsidentität nicht deckt. Die österreichische Sozialversicherung verweist auf Schätzungen, laut denen 400 bis 500 Personen im Österreich trans sind. Mit Blick auf Metaanalysen sollen sich rund 0,35 bis 0,6 Prozent der Bevölkerung weltweit als trans identifizieren, das wären in Österreich rund 40.000.

Die Zahl jener, die einen operativen Eingriff hinter sich haben, liegt bei bis zu 6,8 von 100.000 Personen. Grundsätzlich bedarf es zur Änderung des Geschlechtseintrags keiner Operation: Es muss ein psychologisches Gutachten vorgelegt werden, laut dem ein "Zugehörigkeitsempfinden zum anderen Geschlecht" besteht, das wohl irreversibel ist, sowie eine "deutliche Annäherung an das äußere Erscheinungsbild des anderen Geschlechts".

GETRENNTE RÄUME

Wie mit trans Personen in nach Geschlecht getrennten Räumen umgegangen wird, variiert. Laut Justizministerium wisse man, "dass es sich bei diesen Personen in Haft um eine besonders vulnerable Personengruppe handelt", weswegen im Einzelfall entschieden werde, ob jemand in ein Gefängnis für Männer oder Frauen kommt. Insgesamt befinden sich derzeit drei trans Personen in Österreich in Haft.

In Frauenhäusern werde ebenso individuell entschieden, sagt Michaela Gosch von den steirischen Frauenhäusern. Trans Frauen würden immer wieder Unterschlupf suchen. "Unser Zugang ist, dass Frauenhäuser Frauenschutzräume sind – das gilt für alle Frauen", sagt Gosch. Probleme mit anderen Bewohnerinnen gebe es nicht. Grundsätzlich werde eine Lösung angestrebt: Wird eine trans Frau als männlich wahrgenommen und könnte sie deswegen eine andere Frau retraumatisieren, wird ein passenderer Standort gesucht. Die frauenspezifische Fitnesscenter-Kette Mrs Sporty sagt, dass Franchisenehmer Regeln individuell gestalten. Grundsätzlich werde niemand ausgegrenzt: "Zum Frausein muss man keine spezifischen Körpermerkmale haben."

UMGANG MIT STRAFTATEN

Zentral in der aktuellen Debatte ist der Vorwurf, Männer könnten sich als trans deklarieren, um Zugang zu Schutzräumen von Frauen zu erhalten und sie zu belästigen. Hierfür gibt es keine Belege: Das Justizministerium berichtet, dass in Haftanstalten in diesem Kontext "keine Übergriffe bekannt sind". Von Verfechtern der These werden oft Zahlen aus Großbritannien genannt, laut denen über 40 Prozent aller britischen trans Inhaftierten für Sexualstraftaten verurteilt wurden.

Ein Faktencheck der BBC ergibt, dass die Kategorisierung von trans Personen in Haft nach ihrer Geschlechtsidentität üblicherweise erst geschieht, wenn längere Gefängnisstrafen bevorstehen – etwa bei Sexualstraftaten. Somit dürfte die Zahl Transidenter, die aufgrund weniger schwerer Vergehen inhaftiert sind, viel höher sein. Umgekehrt berichten laut einer Umfrage der britischen Non-Profit-Organistion Galop vier von fünf trans Personen, kürzlich Opfer transphoben Hasses geworden zu sein. Aus dem Innenministerium heißt es, dass es im Vorjahr 65 Straftaten gegen Personen gegeben hat, die sich als divers, inter oder anderweitig identifizieren. (Muzayen Al-Youssef, 30.7.2022)