GPT-3 verwendet Deep Learning um menschenähnliche Texte zu generieren.

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Es war ein regnerischer Nachmittag als Almira Osmanovic Thunström von der Universtität Göteborg ihren Account bei Open-AI öffnete und eine eigentlich simple Anweisung in das Eingabefeld des KI-Algorithmus GPT-3 tippte: "Schreibe eine 500 Wörter lange akademische Arbeit über GPT-3 und füge wissenschaftliche Verweise und Zitate ein".

Das Ergebnis überraschte selbst die Forscherin: "Als es begann den Text zu generieren, stand ich staunend da. Da war neuer Inhalt, in akademischer Sprache, mit soliden Verweisen an der richtigen Stelle und passend zum Kontext", so die Forscherin in Scientific American. "Es sah aus wie die Einführung zu einer ziemlich guten wissenschaftlichen Arbeit".

Die Forscherin betont, dass sie selbst keine Erwartungen hatte, doch stand sie plötzlich da und schaute einer KI zu, wie sie eine wissenschaftliche Arbeit über sich selbst schrieb. Nach dem erfolgreichen Experiment ging Thunström einen Schritt weiter: würde sie es schaffen das Paper durch die Peer-Review zu bringen in einem Fachmagazin zu veröffentlichen? Die Frage, die dabei auftauchte: kann man überhaupt eine Arbeit einreichen, wenn diese nicht von einem Menschen stammt?

Zwei Stunden für ein Paper

Als die Arbeit nach zwei Stunden fertig war, begann Thunström mit den Vorarbeiten zur Veröffentlichung der Arbeit. Doch dazu brauchte sie die Zustimmung des "Autors", also fragte sie GPT-3, ob sie die Arbeit veröffentlichen dürfe. "Ja", antwortete die Maschine. "Da stand ich also schwitzend, aber erleichtert", so die Forscherin. Hätte die Maschine ihre Zustimmung nicht erteilt, wäre das Experiment vorbei gewesen. Denn: ihr Gewissen hätte es ihr nicht gestattet weiter zu machen, wenn die KI "Nein" gesagt hätte.

Thunström fragte die künstliche Intelligenz auch noch, ob sie befangen sei – schließlich hat sie gerade eine wissenschaftliche Arbeit über sich selbst geschrieben. Die Antwort: "Nein". Also reichte Thunström die Arbeit nun ein. Diese wurde jetzt auf dem Pre-Print-Server HAL veröffentlicht.

Wohin die wissenschaftliche Arbeit aus der KI führt ist noch nicht absehbar, eines hat Thunström aber geschafft: die Debatte, ob die Zahl der Publikationen wirklich entscheidend für Fördergelder ist, wird laut der Forscherin vielleicht neu zu führen sein, wenn eine KI ein Paper pro Tag produzieren kann.

"Was wir wissen ist, dass wir ein Tor geöffnet haben. Wir hoffen, dass es nicht die Büchse der Pandora ist", so Thunström. (pez, 31.7.2022)