Für die Freilassung von Ahmed Samir Santawy wurde immer wieder demonstriert, hier etwa in Brüssel im Februar 2022.

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Mehr als 500 Tage sollten seine Qualen dauern. Am 1. Februar 2021 war der damals 29-jährige Ahmed Samir Santawy in Kairo überraschend verhaftet worden. Am vergangenen Samstag wurde schließlich seine Begnadigung gemeldet. Der Student der in Wien ansässigen Central European University (CEU) wollte Anfang 2021 eigentlich seine Familie besuchen.

Bereits bei seiner Ankunft in Kairo wurde Santawy am Flughafen über sein Studium und seine Forschung zu Abtreibungsrechten im Land befragt. In Ägypten sind alle, die zu soziologischen Fragen forschen – ganz besonders zu Genderthemen –, gefährdet.

Auf der Anklagebank

Nachdem Santawy einer Vorladung bei der Polizei nachgekommen war, hörte seine Familie tagelang nichts von ihm. Knapp eine Woche später tauchte er auf der Anklagebank wieder auf, ihm wurde "Mitgliedschaft in einer Terrororganisation" und "Verbreitung von Falschnachrichten" vorgeworfen. Er berichtete von Misshandlungen in Polizeigewahrsam und katastrophalen Haftbedingungen.

Im Juni 2021 verurteilte das Notstandsgericht für Staatssicherheit Santawy zu vier Jahren Gefängnis, Anfang dieses Jahres wurde das Urteil aber wieder aufgehoben. Santawy blieb in Haft. Zweimal verschoben die Behörden die Wiederaufnahme des Verfahrens.

An Santawys 31. Geburtstag, dem 4. Juli 2022, wurde er wegen "Verbreitung von Falschmeldungen aus dem Ausland über interne Angelegenheiten" zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. "Der gesamte Prozess war eine Farce, die sich über Monate hingezogen hat", hieß es in einer Reaktion der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. "Das Urteil setzt dem ein trauriges Ende."

Kritik an medizinischer Versorgung

In den vergangenen Wochen verschlechterte sich Santawys Gesundheitszustand, er klagte über hohes Fieber und Erbrechen. Zugleich machten Meldungen über die Verbreitung von Covid-19 im Gefängnis und die Schließung des Gefängniskrankenhauses die Runde.

Am Samstag wurde Santawy nach 18 Monaten Haft per Präsidentendekret freigelassen – mit ihm sechs weitere Gefangene, unter anderem der Schauspieler Tarek al-Nahry und der Journalist Hisham Fouad. Letzterer war bereits seit 2019 im Gefängnis und zwischenzeitlich in den Hungerstreik getreten, um gegen seine Inhaftierung über das legale Zweijahreslimit hinaus zu protestieren. Und immer noch befinden sich tausende Oppositionelle und politische Gefangene in Ägypten in Haft. (Noura Maan, 31.7.2022)