Das Team der BBC erhielt Hunderte von beleidigenden Tweets oder E-Mails, in denen ihre Berichte in Frage gestellt und sie aufgefordert wurden, sich "zusammenzureißen", während die Temperaturen auf 40°C anstiegen. Matt Taylor hat so etwas "noch nie erlebt".

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Die Hitzewelle in Großbritannien macht auch den Meteorologen der BBC zu schaffen: Nach Angaben führender Vertreter der Branche waren sie mit Trollern in noch nie dagewesenem Ausmaß konfrontiert, berichtet bbc.com.

Das Team der BBC erhielt Hunderte von beleidigenden Tweets oder E-Mails, in denen ihre Berichte in Frage gestellt und sie aufgefordert wurden, sich "zusammenzureißen", während die Temperaturen auf 40°C anstiegen. Die meisten der Beschimpfungen wurden offenbar ausgelöst, als Verbindungen zwischen der Hitzewelle und dem Klimawandel hergestellt wurden. BBC-Meteorologe Matt Taylor sagte, er habe so etwas in seinen fast 25 Jahren als Wetterexperte noch nie erlebt: "Das ist ein beleidigender Ton, wie ich ihn noch nie erlebt habe. "

Rekordtemperaturen Mitte Juli

Am 19. Juli wurden im Vereinigten Königreich Rekordtemperaturen gemessen, und zum ersten Mal wurde die 40°C-Marke überschritten. An etlichen Orten wurde der britische Hitzerekord von 38,7 °C überschritten, 15 Feuerwehren riefen wegen einer Serien an Bränden den Notstand aus.

Die Tweets, die sich gegen BBC Weather und seine Meteorologinnen und Moderatoren richteten, enthielten persönliche Beleidigungen und Botschaften wie "es ist doch nur Sommer" – viele bezeichneten Ratschläge, wie man kühl bleiben kann, als Anspielung auf die "Woke-Brigade" oder für "Schneeflocken".

In guter Gesellschaft

Die BBC befindet sich in guter Gesellschaft: Ebenso angegriffen wurden die Meteorologen des Met Office und der Royal Meteorological Society. Mitglieder berichten von "öffentlichem Spott, Anschuldigungen der Lüge oder Andeutungen, erpresst worden zu sein", sagte die Geschäftsführerin der Royal Meteorological Society, Professor Liz Bentley.

"Anekdotisch betrachtet, nehmen beleidigende Kommentare zu, wenn die Botschaft über den Klimawandel ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte ist", sagte sie. Der leitende Meteorologe des Met Office, Alex Deakin, sagte: "Es ist in gewisser Weise beängstigend", und fügte hinzu: "Ich finde es eher frustrierend und beleidigend für meine Kollegen – einige der besten Köpfe der Klimawissenschaft." Sein Appell: "Zeigen Sie ein bisschen Respekt und recherchieren Sie ein bisschen mehr, anstatt einfach Bob in der Kneipe oder Tony auf YouTube zu glauben."

"Zeigen Sie ein bisschen Respekt"

In anderen Tweets wurden das Met Office und die BBC beschuldigt, "Alarmismus" und "Hysterie" zu verbreiten, und beide aufgefordert, "mit der Panikmache aufzuhören".

Der BBC-Meteorologe Tomasz Schafernaker sagte: "Was mich am meisten frustriert, ist, wenn mir vorgeworfen wird, ich würde die Wahrheit verdrehen. Als Meteorologen berichten wir über Fakten. Es gibt keine Verschwörung". Jennifer Bartram, Wettervorhersagerin bei BBC North East, brachte das Ausmaß der Beschimpfungen mit der ihrer Meinung nach auf hohem Niveau kursierenden Klima-Desinformation in Verbindung. Sie hat festgestellt, "dass die Beschimpfungen immer bösartiger und persönlicher werden, und das ist ziemlich demoralisierend, wenn man versucht, seinen Job zu machen."

Matt Taylor sagt in dem Bericht der BBC, die Berichterstattung über die Hitzewelle sei "sehr emotional" gewesen und habe sich "wie ein echter Wendepunkt in der öffentlichen Meinung und in der Erkenntnis darüber angefühlt, was mit unserem Klima passiert ist". BBC Weather betont: "Es ist völlig inakzeptabel, dass ein Mitarbeiter in den sozialen Medien beschimpft wird, nur weil er seinen Job macht." (red, 31.7.2022)