Nach Jan Marsalek wird gefahndet. Er soll in Russland ein gutes Leben führen.

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August 2022. Während Wladimir Putin mit dem Westen Katz und Maus spielt, ist Russland weiterhin eine Traumdestination für Günstlinge des Gas-Zaren ("Heute dreh ich auf, morgen dreh ich zu"). Der Ex-Wirecard-Machatschek Jan Marsalek zum Beispiel hält sich hochkomfortabel in Moskau auf und genießt mit 42 eine Work-Life-Balance, die sich gewaschen hat: null Prozent Arbeit und 100 Prozent Nichtstun.

Wie man so lebt

Mutmaßlicher Tagesablauf: spät aus dem damastbesetzten Lotterbettchen aufstehen, Morgentoilette inklusive gründlichem Striegeln des Hipsterbarts, hernach Frühstück (schwarzer Kaffee, Blinis mit Kaviar). Spazieren gehen auf dem Roten Platz, dann Fahrt auf die Datscha sowie abendliche Lustbarkeiten mit Olga, Irina und/oder Natascha, je nach Hormonstand. Abschließend ein Gläschen oder Fläschchen Wodka zum Absacken. Ein Achtel Wein mit Wolfgang Sobotka geht sich heute zwar nicht mehr aus, aber auch so lebt Marsalek wie Gott in Moskau.

Geld weg und U-Haft

Weniger genussvoll ist die Causa Marsalek für alle Wirecard-Aktionäre, die ihr Geld in den Kamin schreiben konnten, und für Marsaleks Ex-Kompagnon Markus Braun, der in der U-Haft in Augsburg über weniger Auslauf verfügt. Selber schuld. Man sollte halt wissen, wann es Zeit ist, die Fliege zu machen, und ein paar gute Freunde in Österreich und Russland haben, die einem bei der Abreise helfen. Das hat Marsalek glasklar verstanden. (Christoph Winder, 1.8.2022)