Ab Montag soll aus ukrainischen Häfen wieder Getreide exportiert werden. Unter Vermittlung von UN und Türkei war zwischen der Ukraine und Russland eine Vereinbarung dazu getroffen worden.

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Kiew/Moskau – Die Türkei rechnet am Montag mit der Aufnahme von Getreideexporten aus der Ukraine über das Schwarze Meer. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein mit Getreide beladenes Schiff am Montagmorgen einen ukrainischen Hafen verlassen werde, sei sehr hoch, sagte der Sprecher des türkischen Präsidenten am Sonntag. Es gebe nur noch ein, zwei Details zu lösen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Freitag den Start der Lieferungen eigentlich bereits für das Wochenende angekündigt.

In seiner Videoansprache am Samstagabend rief er angesichts massiver russischer Angriffe im Donbass die Bevölkerung zum Verlassen des Gebiets auf. "Je mehr Menschen aus dem Donezker Gebiet gehen, desto weniger Leute kann die russische Armee töten", sagte Selenskyj. Zuvor hatte Kiew eine verpflichtende Evakuierung angeordnet mit der Begründung, dass die Menschen sich vor Beginn der Heizsaison rechtzeitig in Sicherheit bringen müssten, da die Gasleitungen in der Region durch den Krieg zerstört seien.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Selenskyj hat zudem Vergeltung nach der Tötung dutzender ukrainischer Kriegsgefangener in einem von Russland kontrollierten Lager angekündigt. Dem ukrainischen Präsidenten zufolge handelt es sich um ein vorsätzliches russisches Kriegsverbrechen. Moskau gibt hingegen Kiew die Schuld. Das russische Verteidigungsministerium sprach sich am Samstagabend für eine unabhängige Untersuchung aus. Moskau hat nach eigenen Angaben Fachleute der Vereinten Nationen und des Roten Kreuzes eingeladen, die Umstände zu untersuchen.

Unklarheit über den Urheber herrschte am Sonntag auch bezüglich eines Angriffs auf die Halbinsel Krim: Nach russischen Angaben wurde in der Stadt Sewastopol der Stab der Schwarzmeerflotte mit einer Drohne angegriffen. Fünf Menschen seien dabei verletzt worden, teilte der Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoschajew, mit. Ukrainische Behörden bestritten den Angriff.

Unternehmer getötet

Die Ukraine meldete am Sonntag zugleich erneut heftige Angriffe auf die südliche Stadt Mykolajiw. Dabei soll auch der Besitzer eines der größten ukrainischen Unternehmen im Getreidehandel getötet worden sein. "In der Nacht kamen der Held der Ukraine und Generaldirektor von Nibulon, Olexij Wadaturskyj, und seine Frau Rajissa infolge von Beschuss tragisch ums Leben", schrieb der Gebietsgouverneur, Witalij Kim, am Sonntag auf Telegram.

Kremlchef Wladimir Putin hat am Sonntag indes eine neue Militärdoktrin für die Kriegsmarine in Kraft gesetzt, in der auch Russlands Seegrenzen festgelegt wurden. "Den Schutz werden wir hart und mit allen Mitteln gewährleisten", ließ Putin wissen. (maa, APA, 31.7.2022)