Max Verstappen rast Richtung WM-Titelverteidigung.

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80 Punkte Vorsprung hat der Niederländer bereits auf Charles Leclerc.

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Ferrari und die Reifen: Ein Drama.

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Weltmeisterlich und nervenstark: Max Verstappen hat eine famose Aufholjagd mit dem Sieg beim Großen Preis von Ungarn gekrönt und stürmt mit großen Schritten der erfolgreichen Titelverteidigung entgegen. Nach dem verkorksten Qualifying fuhr der Red-Bull-Pilot von Startplatz zehn zu seinem achten Erfolg im 13. Saisonrennen und versetzte seinem chancenlosen Konkurrenten Charles Leclerc im Ferrari den nächsten Tiefschlag.

Nach seinem Aus in Frankreich erlebte Leclerc erneut ein Fiasko und wurde nur Sechster. Aufs Podium fuhren an seiner Stelle die beiden britischen Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und George Russell. Carlos Sainz (Spanien) im zweiten Ferrari wurde Vierter. Verstappens Überlegenheit in Budapest war erdrückend. "Das ist für mich so erstaunlich, das sieht ja aus, als wenn Verstappen mit Leclerc spielt", sagte der frühere Formel-1-Pilot Ralf Schumacher als Experte beim TV-Sender Sky.

Leclerc bleibt nur die Hoffnung

Verstappen geht mit einem satten Polster von 80 Punkten Vorsprung auf Leclerc in die Sommerpause, aus eigener Kraft kann der Ferrari-Pilot den Rückstand bei noch neun verbleibenden Rennen nicht mehr aufholen. Leclerc ist darauf angewiesen, dass Verstappen Punkte liegen lässt oder sich gar einen Ausfall leistet. Darauf deutet aktuell nichts hin.

Ein starkes Rennen fuhr Sebastian Vettel. Der viermalige Weltmeister, der am Donnerstag seinen Rücktritt zum Saisonende bekannt gegeben hatte, fuhr im Aston Martin von Startplatz 18 auf Rang zehn vor und holte damit einen WM-Punkt.

"Wir müssen auf Regen hoffen, sonst wird es nicht ganz leicht", hatte Schumacher vor dem Start am Sky-Mikrofon gesagt. Doch entgegen der Prognosen blieb es zunächst trocken, und Russell behauptete seine Führung vor den beiden Ferrari. Sein Team hatte auf die weichen und somit schnellsten Reifen gesetzt, entsprechend gelang es Russell, Sainz und Leclerc auf Distanz zu halten. Die beiden Scuderia-Piloten waren mit härteren Reifen gestartet – und kamen nicht nah genug an Russell heran, um den Mercedes-Piloten unter Druck zu setzen.

Im Gleichschritt

Dahinter arbeiteten sich Hamilton und Verstappen im Gleichschritt nach vorne, zu Beginn der zwölften Runde überholten sie den viertplatzierten McLaren-Fahrer Lando Norris (Großbritannien) und machten sich auf die Verfolgung des Spitzentrios.

Auch nach den ersten Boxenstopps blieb Russell vorne, dahinter tauschten die beiden Ferrari die Positionen. Verstappen war mittlerweile Vierter und versuchte, zum Spitzentrio aufzuschließen. Doch das Tempo ganz vorne gab Leclerc vor, der in großen Schritten immer näher an Russell herankam und schon bald mit der Unterstützung von DRS zu ersten Attacken ansetzte.

Anfangs der 31. Runde war es dann soweit: Leclerc zog auf der Start-Ziel-Geraden an Russell vorbei und setzte sich schnell ab, und auch Sainz im zweiten Ferrari war in dieser Phase deutlich schneller als der Mercedes-Pilot.

Ferraris Waterloo

Bei leichtem Nieselregen holte Red Bull Verstappen an die Box und zwang Ferrari so zum Handeln: Auch Leclerc kam rein, hatte dann auf der Strecke aber keine Chance gegen den in dieser Phase plötzlich viel schnelleren Niederländer. Verstappen flog förmlich vorbei, leistete sich dann aber einen Dreher und fiel zurück – nur um den Ferrari-Fahrer wenig später wieder zu überholen.

Verstappen fuhr an der Spitze in seiner eigenen Liga ein großes Polster heraus, und für Ferrari wurde dieser Sonntag noch düsterer: Sainz konnte die Angriffe von Russell nicht mehr abwehren und rutschte auf den dritten Platz ab. Kurz vor dem Ende kam auch Hamilton vorbei. Leclerc war derweil abermals in die Box gekommen, um in der Schlussphase mit weichen Reifen Boden gutzumachen. (sid, 31.7.2022)

Endstand Grand-Prix von Ungarn auf dem Hungaroring in Mogyorod bei Budapest

Rennlänge: 70 Runden zu je 4,381 km = 306,670 km

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 1:39:35,912 (Schnitt: 185,861 km/h)
2. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +7,834
3. George Russell (GBR) Mercedes +12,337
4. Carlos Sainz (ESP) Ferrari +14,579
5. Sergio Perez (MEX) Red Bull +15,688
6. Charles Leclerc (MON) Ferrari +16,047
7. Lando Norris (GBR) McLaren +1:18,300
8. Fernando Alonso (ESP) Alpine +1 Runde
9. Esteban Ocon (FRA) Alpine +1 Runde
10. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin +1 Runde
11. Lance Stroll (CAN) Aston Martin +1 Runde
12. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri +1 Runde
13. Guanyu Zhou (CHN) Alfa Romeo +1 Runde
14. Mick Schumacher (GER) Haas +1 Runde
15. Daniel Ricciardo (AUS) McLaren +1 Runde
16. Kevin Magnussen (DEN) Haas +1 Runde
17. Alexander Albon (THA) Williams +1 Runde
18. Nicholas Latifi (CAN) Williams +1 Runde
19. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri +2 Runden

Ausgeschieden: Valtteri Bottas (FIN) Alfa Romeo

Schnellste Runde: Lewis Hamilton (GBR) Mercedes in der 57. Runde in 1:21,386 (Schnitt: 193,790 km/h)

WM-Stand (nach 13 von 22 Rennen):

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 258
2. Charles Leclerc (MON) Ferrari 178
3. Sergio Perez (MEX) Red Bull 173
4. George Russell (GBR) Mercedes 158
5. Carlos Sainz (ESP) Ferrari 156
6. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 146
7. Lando Norris (GBR) McLaren 76
8. Esteban Ocon (FRA) Alpine 58
9. Valtteri Bottas (FIN) Alfa Romeo 46
10. Fernando Alonso (ESP) Alpine 41
11. Kevin Magnussen (DEN) Haas 22
12. Daniel Ricciardo (AUS) McLaren 19
13. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri 16
14. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin 16
15. Mick Schumacher (GER) Haas 12
16. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri 11
17. Guanyu Zhou (CHN) Alfa Romeo 5
18. Lance Stroll (CAN) Aston Martin 4
19. Alexander Albon (THA) Williams 3

Stand Konstrukteurs-WM (nach 13 von 22 Rennen):

1. Red Bull 431
2. Ferrari 334
3. Mercedes 304
4. Alpine 99
5. McLaren 95
6. Alfa Romeo 51
7. Haas 34
8. AlphaTauri 27
9. Aston Martin 20
10. Williams 3

Nächstes Rennen: Grand Prix von Belgien am 28. August in Spa-Francorchamps