Die Kritik an Gesundheitsminister Rauch und dem Ende der Quarantäne für symptomfreie Infizierte hält an.

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Ab heute, Montag, gelten einmal mehr neue Regeln. Ein Überblick darüber, welche Veränderungen sie mit sich bringen:

· Die Absonderungspflicht wurde abgeschafft. Wer also Corona-positiv getestet wurde, muss nicht mehr in Quarantäne. Wer Symptome aufweist, solle sich isolieren: "Wer krank ist, bleibt zu Hause", fasst es Gesundheitsminister Johannes Rauch von den Grünen zusammen.

· Fortan gilt für nachweislich Infizierte eine Verkehrsbeschränkung. Wer keine Symptome verspürt, darf am öffentlichen Leben teilnehmen, allerdings muss eine FFP2-Maske getragen werden. Im Freien mit zwei Metern Abstand zu anderen Personen darf man sie auch abnehmen.

· Am Sonntag nahm das Gesundheitsministerium der Nachrichtenagentur APA zufolge Bezug zu einem weiteren Punkt: Telefonisch krankschreiben lassen könne sich demnach nur mehr, wer an Corona erkrankt ist. Wer zwar Corona-positiv ist, aber keine Symptome hat, kann nicht krankgeschrieben werden.

Zu früheren Zeitpunkten der Pandemie bestand die Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung auch im Fall von allen anderen Erkrankungen abseits von Corona. Am Montag widersprach die Ärztekammer: Aus ihrer Sicht bleibe diese Möglichkeit auch bei allen anderen Krankheiten erhalten, das würden die Verträge mit der Österreichischen Gesundheitskasse auch so vorsehen. Die Feststellung der Arbeitsunfähigkeit und der Arbeitsfähigkeit obliege grundsätzlich der Ärztin oder dem Arzt. Wenn diese oder dieser "der Meinung sind, dass ein Patient arbeitsunfähig ist, wird er auch krankgeschrieben – auch telefonisch", hielt Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, in einer Aussendung fest. Die telefonische Krankheit sei "eine hervorragende Maßnahme", um mögliche Ansteckungen zu vermeiden", kommentierte Wutscher.

In jedem Fall gilt: Mit dem Wegfall der Absonderungsbescheide für Corona-Infizierte mit Symptomen müssen sich diese nun außerdem aktiv krankschreiben lassen. Bisher hatte ein Absonderungsbescheid diesen Schritt ersetzt.

Stadt Linz: Infizierte Mitarbeiter müssen daheim bleiben

Linz geht im Umgang mit corona-positiven Mitarbeitern einen Sonderweg. Für die knapp 3.000 Mitarbeiter des Magistrat Linz gilt künftig: Wer symptomlos ist und seine Arbeit von zu Hause aus erledigen kann, muss ins Home Office wechseln. Wo das nicht geht, wird man dienstfrei gestellt. Damit gewährleiste man den Schutz für die Mitarbeiter, vor allem für jene, bei denen ein dauerhaftes Arbeiten mit Maske oder im Home Office nicht möglich sind, wie etwa in der Stadtgärtnerei, in der Straßenbetreuung oder in Kindergärten. In den städtischen Altersheimen werde ebenfalls kein infiziertes Personal eingesetzt, informierte die Stadt. Arbeiten kann man erst, wenn man sich aus der Verkehrsbeschränkung freigetestet hat. Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) begründete die Entscheidung damit, dass man Kinder, Pflegebedürftige und Kollegen schützen wolle.

Kritik aus dem Pflegebereich

Der neue Corona-Beschluss der Regierung sei nicht nachvollziehbar und zudem nicht umsetzbar: Mit diesem Argument übten am Wochenende die Pflegeorganisationen Kritik an den neuen Regeln. Sie stoßen sich vor allem daran, dass der Gesundheits-, Betreuungs- und Pflegebereich nicht ausgenommen ist. Hier Corona-Positive arbeiten zu lassen stehe "im absoluten Widerspruch" zur Fürsorgepflicht, die Organisationen im Pflegebereich zukomme, hielt Alex Bodmann in einer Aussendung fest.

Bodmann ist Vorsitzender des Interessenverbands der Arbeitgeberverbände der Freien Wohlfahrt, der unter anderem die Caritas, die Diakonie, das Rote Kreuz und die Sozialwirtschaft Österreich angehören. Ihre Klientinnen und Klienten seien großteils ältere, pflegebedürftige Menschen, viele von ihnen seien zudem krank, schrieb Bodmann: "Personengruppen also, bei denen Corona zu ernsthaften Folgen und im schlimmsten Fall zu Tod führen kann". Auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stoße der Beschluss deshalb auf Unverständnis. Positiv Getestete einzusetzen und gleichzeitig sinnvolle Sicherheitsvorkehrungen zu treffen sei nicht durchführbar. Außerdem befürchte man mehr Ansteckungen in der Belegschaft, was die bestehende Personalknappheit weiter verschärfen würde.

Lage im Spital

Nicht nachvollziehbar sei auch, so Bodmann weiter, dass infizierte, symptomlose Sanitäter zwar im Rettungswesen beschäftigt werden dürfen, ihr Einsatz im Krankenhaus aber aufgrund des Betretungsverbots für Infizierte von Spitälern unmöglich ist. Wie die Situation in Krankenhäusern fortan gehandhabt wird, ist nicht endgültig geklärt.

Salzburg und Wien kündigten an, in den öffentlichen Gesundheitseinrichtungen auch weiterhin keine Corona-infizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten zu lassen. In Salzburg hingegen müssen Symptomlose, die in Bereichen ohne Patientenkontakt arbeiten, wieder – mit Maske – zum Dienst erscheinen.

Auch in Niederösterreichs Landeskliniken werden symptomlose, mit Corona infizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt., wie es am Montag hieß. Für sie gilt Maskenpflicht. Ausnahmen gelten in Bereichen mit immunsupprimierten Patienten wie in der Onkologie, im Umgang mit Transplantierten, auf Intensivstationen und auf der Neonatologie.

1.559 mit dem Coronavirus infizierte Personen befanden sich am Montag in Spitalsbehandlung. Davon wurden 82 auf Intensivstationen betreut.

Kritik an Kommunikation

Kärntens SPÖ-Landeshauptmann Peter Kaiser hat das Vorgehen der Regierung in einem "Kurier"-Interview kritisiert als "ebenso verantwortungslos wie dilettantisch". Er stoße sich allen voran an der mangelnden Kommunikation beziehungsweise, so formulierte er es, an der "Art und Weise, wie man einen Teil der Landeshauptleute über zehn Tage lang völlig im Ungewissen gelassen hat, weswegen wir nur auf Medienberichte angewiesen waren".

Er und sein ebenfalls roter Wiener Kollege Michael Ludwig hätten vorab "wesentliche Fragen dazu gestellt und sind praktisch ohne Antworten sitzen gelassen worden". Auch inhaltlich kritisierte er den Schritt, wenngleich er sagte: "Dieses Leben mit Covid ist etwas, das man permanent diskutieren sollte." Aber: "Ich hätte es sicher nicht bei ansteigenden Infektionszahlen gemacht." Es sei aber "nicht nur eine Frage des Zeitpunkts, sondern auch der notwendigen Begleitmaßnahmen, die derzeit noch fehlen". (giu, 1.8.2022)