Ella Toone (re) brachte England mit einem herrlichen Heber 1:0 voran.

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Lina Magull (2. v. re) brachte Deutschland mit dem Ausgleich wieder ins Spiel.

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Das 2:1 durch Chloe Kelly: Football is coming home.

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Die Siegestorschützin lässt England jubeln.

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Deutschlands Titel-Traum ist geplatzt.

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Die Europameisterinnen 2022.

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Lucy Bronze und manche ihrer Kolleginnen gönnten sich hernach ein spezielles Bad.

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London – England hat es geschafft: Mit einem 2:1-Sieg nach Verlängerung im Finale gegen Deutschland holten die "Lionesses" den ersten Fußball-Titel seit der WM 1966 für ihr Land, endlich durfte die Mehrzahl der 87.192 Fans im Wembley-Stadion (EM-Finalrekord) mit Recht Football’s coming home singen.

Die DFB-Auswahl kassierte schon vor Anpfiff den ersten Rückschlag. Tormaschine Alexandra Popp war aufgrund von muskulären Problemen außer Betrieb. Englands Teamchefin Sarina Wiegman setzte auf die selbe Startelf wie in den Spielen zuvor. Die Engländerinnen begannen druckvoll, Merle Frohms parierte einen Kopfball von Ellen White (3.). Die ersten deutschen Duftmarken setzte Sara Däbritz, ihre Schüsse landeten an Lucy Bronzes Kopf und auf der Tribüne.

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Intensität

Im englischen Strafraum brannte es nach einem Standard erstmals: Torfrau Mary Earps plagte sich mit einer per Kopf verlängerten Hereingabe, Marina Hegering konnte den Ball nicht über die Torlinie drücken (26.). Die beste Chance nach einem körperbetont-zerfahrenen Leerlauf hatte Ellen White, Englands Rekordtorschützin schoss aus 13 Metern drüber (38.).

Das Team von Martina Voss-Tecklenburg eröffnete die zweite Halbzeit mit intensivem Pressing, die erste Großchance ließ nicht lange auf sich warten. Millie Bright ließ der zur Pause eingewechselten Tabea Waßmuth zu viel Platz, deren Schuss geriet aber zu unplatziert (48.). Den nächsten Angriff schloss Lina Magull mit dem Spitz ab – links vorbei (50.).

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Aber dann, die 62. Minute: Keira Walsh spielt aus der eigenen Hälfte den perfekten Steilpass auf Ella Toone, die läuft alleine aufs Tor und entscheidet sich am Sechzehner für einen Heber. Splendid decision, wird sich die Queen gedacht haben, und superb execution, während das perfekt geschupfte Spielgerät ins Tor segelte. Enkelsohn William applaudierte auf der Ehrentribüne brav.

Der große Jubel hätte sich fast postwendend ins Gegenteil verkehrt, Magulls Gewaltschuss krachte aber nur ans Lattenkreuz. Der Ausgleich war dann unkompliziert: Stanglpass, Magull hält den Innenrist hin, Bright schaut aus sicherer Entfernung zu (79.). Danach regierte die Angst, ein Tor zu kassieren. Die Konsequenz hieß Verlängerung.

Lucky Punch

Die Kräfte neigten sich ihrem Ende, der Aufopferungswille nicht. Sicherheit blieb auch in der Verlängerung Trumpf. Der 111. Minute war das völlig wurscht: Eckball England, von Bronze prallt der Ball vors Tor. Chloe Kelly trifft die Kugel im ersten Versuch nicht gut, stochert sie aber im zweiten Anlauf über die Linie. Englische Ekstase. Deutschland bekam noch eine Ausgleichschance, Lauren Hemp warf sich in Giulia Gwinns Schuss (114.). Danach kontrollierten die Lionesses Ball und Gegner, spielten gnadenlos auf Zeit und gerieten nicht mehr in Schieflage.

Teamchefin Wiegman blieb damit auch in ihrer 20. Partie mit England unbesiegt, zum zweiten Mal in Serie (Niederlande 2017) gewann sie mit den Gastgeberinnen eine EM. (Martin Schauhuber, 31.7.2022)

Frauen-Fußball-EM in England – Finale:

England – Deutschland 2:1 (1:1, 0:0) n.V. London, Wembley Stadium, 87.192 Zuschauer, SR Kateryna Monzul (UKR)

Tore:
1:0 (62.) Toone
1:1 (79.) Magull
2:1 (110.) Kelly

England: Earps – Bronze, Bright, Williamson, Daly (88. Greenwood) – Stanway (88. Scott), Walsh – Mead (64. Kelly), Kirby (56. Toone), Hemp (119. Parris) – White (56. Russo)

Deutschland: Frohms – Gwinn, Hendrich, Hegering (103. Doorsoun), Rauch (113. Lattwein) – Oberdorf, Däbritz (73. Lohmann) – Huth, Magull (91. Dallmann), Brand (46. Waßmuth) – Schüller (67. Anyomi)

Gelbe Karten: Stanway, White, Russo, Kelly bzw. Rauch, Oberdorf, Schüller

Statistik:

Schüsse: 13 bzw. 17
Schüsse aufs Tor: 8 bzw. 3
Corner: 8 bzw. 7
Abseits: 2 bzw. 1
Fouls: 20 bzw. 22
Ballbesitz: 52 bzw. 48 Prozent
Pässe gesamt: 483 bzw. 508
Pässe angekommen: 353 bzw. 365 (in Prozent: 73 bzw. 72)
Spielerin des Spiels: Keira Walsh (England)

Die bisherigen Finalspiele der Frauen-Fußball-EM (ab 1991 offiziell mit EM-Status):

1984 (2 Spiele, Göteborg bzw. Luton): Schweden – England 1:0 bzw. 0:1, 4:3 im Elfmeterschießen

1987 (Oslo): Norwegen – Schweden 2:1

1989 (Osnabrück): Deutschland – Norwegen 4:1

1991 (Aalborg): Deutschland – Norwegen 3:1 n.V.

1993 (Cesena): Norwegen – Italien 1:0

1995 (Kaiserslautern): Deutschland – Schweden 3:2

1997 (Oslo): Deutschland – Italien 2:0

2001 (Ulm): Deutschland – Schweden 1:0 n.V. (Golden Goal)

2005 (Blackburn): Deutschland – Norwegen 3:1

2009 (Helsinki): Deutschland – England 6:2

2013 (Solna): Deutschland – Norwegen 1:0

2017 (Enschede): Niederlande – Dänemark 4:2

2022 (London): England – Deutschland 2:1 n.V.

Bisherige EM-Titelträger:

1. Deutschland 8 Titel (1989, 1991, 1995, 1997, 2001, 2005, 2009, 2013)
2. Norwegen 2 (1987, 1993)
3. Schweden 1 (1984)
. Niederlande 1 (2017)
. England 1 (2022)