Der Stadtklimatologe Simon Tschannett warnte in der "Zeit im Bild 2" ruhig, aber eindringlich vor den Folgen der Klimakrise.

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Man kann es den Expertinnen und Experten nicht verübeln, wenn sie ungeduldig werden. Schließlich warnen sie seit Jahrzehnten vor den Auswirkungen der Klimakrise – jene, die mit Entscheidungsgewalt ausgestattet sind, wissen schon sehr lange davon – und erklären, was dagegen zu tun wäre. Es passiert nur nichts. Umso bemerkenswerter ist es, wenn einer dieser Fachkundigen betont ruhig von der Katastrophe spricht, wie der Meteorologe und Stadtklimatologe Simon Tschannett am Sonntagabend in der "Zeit im Bild 2".

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Begonnen hat das Gespräch über die Hitze in der Stadt mit der Feststellung: Man müsse schauen, dass es "angenehm und lebenswert bleibt in den Städten". So weit, so unumstritten. Auch als Tschannett erklärte, wie kalte Luft auch im Sommer in Städte wie Linz oder Wien "hineinrinnt", wirkte das fachkundig und interessant – aber noch keinesfalls besorgniserregend.

"Auto muss weichen"

Aber: Immer öfter schafft es die kühle Luft von den Wiesen und Wäldern aus der Vorstadt nicht bis dorthin, wo die Menschen leben (und schlafen wollen, verwies Tschannett mehrmals auf den "erholsamen Nachtschlaf"). Der Appell des Wissenschafters: "Wir brauchen einfach viel mehr Platz in unseren Städten."

Das klang zunächst fast widersprüchlich – denn der Platz ist ja da. Tschannett machte aber schnell klar, dass er falsch verwendet wird. Versiegelte Flächen speichern die Hitze, kühlende Pflanzen fehlen. "Da muss einfach in den Städten das Auto oftmals weichen", sagte Tschannett. Und forderte Tempo ein: "Wir müssen viel schneller werden." Vor allem aber brauche es gesetzliche Grundlagen dafür, dass neugestalteter Stadtraum grüner und damit kühler wird. Keine Rede vom persönlichen Verzicht des Einzelnen, sondern eine Erinnerung für die Politik an ihre Verantwortung.

Mehr Hitzetote als Verkehrstote

Ohne seine ruhige, aber eindringliche Art zu verlieren, erklärte Tschannett dann zum Schluss, worum es eigentlich geht: Im Sommer gebe es mittlerweile mehr Hitzetote als Verkehrstote. Wenn nicht gehandelt wird – sowohl beim Klimaschutz als auch bei der Anpassung an die Temperaturen –, könnte sich das noch sehr viel weiter verschärfen. Viel deutlicher kann man die Notwendigkeit konsequenter Klimapolitik nicht machen. (Sebastian Fellner, 1.8.2022)