Seit 1. Juli ist Willibald Cernko der neue Chef der Erste Group.

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Die Erste Group hat im zweiten Quartal von einer höheren Kreditnachfrage profitiert und aufgrund von Zuwächsen im Kerngeschäft mehr verdient. Das Betriebsergebnis der Bank stieg von April bis Juni auf 1,06 Milliarden Euro nach 962,4 Millionen im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich kletterte der Gewinn von 562,9 auf 688,2 Millionen Euro. Damit wurden die Erwartungen der Analysten übertroffen, die im Schnitt einen Nettogewinn von 617,1 Millionen prognostiziert hatten.

Die Bank ist auch einer der größten Kreditgeber in Osteuropa. Das Kreditvolumen stieg um 6,3 Prozent auf 191,5 Milliarden Euro. Der Zinsüberschuss erhöhte sich im zweiten Quartal auf 1,44 (1,28) Milliarden Euro, der Provisionsüberschuss legte auf 599,5 (559,0) Millionen Euro zu. Unterstützt worden sei das Wachstum von einer wirtschaftlichen Erholung in Österreich, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Kroatien und Serbien, erklärte das Geldhaus.

Geopolitische Großwetterlage trübt Aussichten

"Die geopolitische Großwetterlage und die hohe Inflation trüben die Aussichten in Europa. Nichtsdestotrotz zeigen sich die Volkswirtschaften in der östlichen EU bis dato resilient – mit vergleichbar soliden Staatskassen, Investitionswillen auf Unternehmensseite sowie einer bisher positiven Arbeitsmarktentwicklung und nach wie vor positivem Verbrauchervertrauen", sagte Neo-Chef Willibald Cernko. Der frühere Chef der zur Unicredit gehörenden Bank Austria hatte im Juli übernommen, nachdem Bernhard Spalt wegen unterschiedlicher Auffassung über die zukünftige Ausrichtung das Handtuch geworfen hatte.

Die Erste Group will es sich auch zur Aufgabe machen, leistbare Wohnungen zu finanzieren. Bis 2030 sollen in den Kernmärkten in Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Sektor insgesamt bis zu 15.000 Wohnungen finanziert werden.

Für das Gesamtjahr erwartet das Geldhaus eine Verbesserung des Betriebsergebnisses, bekräftigte das Management den Ausblick. Im Vorjahr war der operative Gewinn auf 3,44 Milliarden Euro geklettert. Die Aktionäre sollen eine höhere Dividende von 1,90 (1,60) Euro je Aktie erhalten. Trotz der Unsicherheiten rund um den Ukraine-Krieg rechnet die Erste Group nun mit einem Kreditwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich. Bisher war das Management von einem Wachstum im mittleren einstelligen Bereich ausgegangen.

Risikokosten auf niedrigem Niveau

Die Risikokosten erwartet das Geldhaus weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Der Anteil der faulen Kredite (NPL-Quote) sollte unter 3,0 Prozent liegen. Die Eigenkapitalverzinsung sieht die Bank weiterhin im zweistelligen Bereich, und die harte Kernkapitalquote sollte über 14 Prozent bleiben. Per Ende des ersten Halbjahrs lag sie bei 14,2 Prozent.

Die Erste Group stellt ihre Prognosen unter die Annahme, dass zumindest im laufenden Jahr noch ausreichend russische Gasimporte in die europäischen Kernmärkte fließen werden. (Reuters, bpf)

Anmerkung: Dieser Artikel wurde aktualisiert