In der elektrischen Variante heißt der GLA folgerichtig EQA, das sieht man ein bisschen, aber nicht sehr.

Foto: Andreas Stockinger

Die Elektrifizierung unserer Welt geht ja rasch voran, die Automobilfirmen stellen ihre Produktpalette sukzessive um, ab 2035 sollen keine Pkws mit Verbrennungsmotoren mehr verkauft werden. Und man fragt sich, woher und wohin die ganzen Ladestationen kommen sollen, die dann weiterhin die Mobilität garantieren.

Das wird sowohl in der Stadt als auch auf dem Land nicht ganz einfach, für die Betreiber nicht, vor allem aber auch für die Konsumentinnen und Konsumenten. Ein Albtraum, sich vorzustellen, wie sich die Fahrzeughalterinnen dann um die möglicherweise nicht ausreichenden Ladeplätze streiten werden – und wer wie lange dort steht und sich dann möglicherweise nicht wegstellt.

Gute Planung

Das große Thema ist auch hier die Reichweite, da braucht sich das neue Einsteigermodell nicht verstecken.
Foto: Andreas Stockinger

Noch sind wir von diesen Problemen weit entfernt. Mit dem Elektroauto große Distanzen zurücklegen und sich gar ins Ausland begeben zu wollen ist kein Ding der Unmöglichkeit, will aber gut geplant werden. Wäre doch eine Katastrophe, irgendwo an der italienischen Autobahn im Niemandsland zu stranden. Und der Wagen kann dann nicht einmal abgeschleppt werden, sondern muss aufgeladen werden. Ja, wir kennen solche Fälle.

Aber auch im Inland ist es nicht immer einfach, die passende Ladestation zu finden – und sie zu benutzen. Es häufen sich die Klagen über nicht funktionierende Ladesäulen – und Servicestellen der Betreiber, bei denen niemand abhebt.

Mit einer privaten Ladestation wäre man da natürlich fein raus, aber das kostet natürlich, und man braucht die passende Infrastruktur, im Idealfall die eigene Garage. Lösungen für Miethäuser mit etlichen Parteien sind auf dem Weg, das wird vielerorts bereits diskutiert, ist in den seltensten Fällen aber schon umgesetzt.

Der EQA ist im Wesentlichen die elektrische Version des GLA, innen praktisch kein Unterschied.
Foto: Andreas Stockinger

Als potenzieller Mercedes-Kunde könnte man über eine Garage und dort eine eigene Ladestation verfügen, was das automobile Leben schon extrem vereinfachen würde.

Einstiegsmodell

Mercedes hat das Thema Elektromobilität von der teuren Seite aufgerollt, das erste vollelektrische Fahrzeug im Angebot war der EQC, also ein schon recht ausgewachsener SUV und dementsprechend kostspielig. Der EQA, dem wir uns hier widmen, ist jetzt das elektrische Einstiegsmodell von Mercedes, ein halbwegs kompakter SUV. Wobei Einstiegsmodell und kompakt: Der EQA beginnt bei 54.000 Euro, er ist immerhin knapp viereinhalb Meter lang und zwei Tonnen schwer.

Foto: Andreas Stockinger

Das Auto an sich ist unspektakulär. Der EQA ist im Wesentlichen die elektrische Version des GLA, innen praktisch kein Unterschied. Seine großen Stärken sind der Komfort und die Reichweite: Beim EQA 250, der über 190 PS verfügt, wird die Reichweite mit 426 Kilometern angegeben. Das ist ein eher theoretischer Wert.

In der Praxis sind 350 Kilometer realistisch, was aber auch anständig ist und den EQA durchaus alltagstauglich macht (vor allem mit der eigenen Ladestation). Bei Fahrten in der Stadt, sprich bei niedriger Geschwindigkeit, und bei ruhiger und vorausschauender Fahrweise etwa auf der Landstraße sind wohl 400 Kilometer möglich. Im Winter schaut’s wieder anders aus. Und dass die Autobahn und höheres Tempo Reichweitenfresser sind, hat sich mittlerweile herumgesprochen.

Gewöhnungssache

Es gibt übrigens noch kräftigere Modelle, den EQA 300 mit 228 PS und den EQA 350 mit knapp 300 PS; beide Fahrzeuge verfügen über Allradantrieb. Nicht so das kleinere Modell: Der EQA 250 wird über die Vorderräder angetrieben.

Grafik: DER STANDARD

Die 190 PS erschienen uns im Test als ausreichend. Das Drehmoment ist da, 375 Newtonmeter reichen üblicherweise aus, um flott von der Stelle zu kommen. Von null auf hundert dauert es 8,9 Sekunden – und bei 160 km/h ist Schluss, was gut so ist. Zumindest in Österreich.

In der Eco-Einstellung sind wir maximal schonend und energiesparend unterwegs, das schont auch die Nerven. Die Leistung ist ausreichend, allerdings fühlt sich die Lenkung etwas teigig an. Das gilt im Übrigen auch für die Bremse, die wirkt, als ob sie mit einiger Verzögerung anpackt – wie bei etlichen anderen Elektroautos. Das ist Gewöhnungssache, schließlich bleibt aber auch der EQA dort stehen, wo man will.

Gute Laune

In der Sport-Einstellung wird alles etwas agiler, das Fahrwerk wird straffer, die Lenkung direkter, die Gasannahme prompter. So macht das Fahren mehr Spaß, kostet aber Reichweite.

An Schnellladesäulen ist der Akku in 30 Minuten zu 80 Prozent geladen. Von ganz leer bis ganz voll dauert es an einer normalen Ladestation etwa sieben Stunden.

Das Navigationssystem rechnet nicht nur die schnellste Route aus, sondern plant auch gleich die Ladestopps samt voraussichtlichen Ladezeiten ein. Voraussetzung ist freilich, dass die Ladestation frei ist und funktioniert.

Wer Unterhaltung braucht, kann mit dem Auto reden. Mit "Hey Mercedes" können wir die Konversation eröffnen. Leichte Befehle erfüllt der EQA sofort, etwa das Radio lauter drehen, auf komplexere Ansagen reagiert er mit Unverständnis. Aber das ist zu Hause auch nicht anders. (Michael Völker, 1.8.2022)