Lieutenant Uhura und Captain Kirk in der Episode "Platons Stiefkinder" aus dem Jahr 1968.

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Die aus der Serie "Raumschiff Enterprise" bekannte US-Schauspielerin und Sängerin Nichelle Nichols ist in der Nacht auf Sonntag (Ortszeit) gestorben. Wie ihr Sohn Kyle Johnson auf ihrer Facebook-Seite mitteilte, sei sie eines "natürlichen Todes" gestorben.

Ihre Rolle als "Lieutenant Uhura" machte sie bekannt, sie war neben William Shatner als Captain Kirk Mitglied der ersten legendären Besatzung von "Star Trek". Im Zusammenhang mit ihrer Rolle wird oft auf den ersten Kuss einer Schwarzen und eines Weißen im US-Fernsehen hingewiesen. Lieutenant Uhura wurde in der 1968 erstmals ausgestrahlten Episode "Platons Stiefkinder" unfreiwillig von Captain Kirk geküsst.

Frustrated Idealist

Nicht der erste Kuss

Wenn von dem geschichtsträchtigen Kuss aus dem Jahr 1968 die Rede ist, wird aber auf einen anderen vergessen: Bereits 1966 küssen sich Lieutenant Uhura und die weiße Krankenschwester Chapel. Nichtheterosexuelle Küsse gehen in Hollywoods Geschichte schnell unter.

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Schon immer "divers"

"Raumschiff Enterprise" war schon lange vor Diversity-Kampagnen in Hollywood ein Ort, an dem Schauspieler und Schauspielerinnen verschiedener Herkunft ganz selbstverständlich eine Rolle bekamen. Die philippinische Schauspielerin Barbara Luna spielte Lieutenant Marlena Moreau, die französisch-vietnamesische France Nuyen Prinzessin Elaan von Troyius. Beide hatten Kussszenen mit William Shatner und Nichelle Nichols.

Von der Tänzerin zum Lieutenant

Nichelle Nichols wurde 1932 in einem Vorort von Chicago geboren, als Jugendliche arbeitete sie als Sängerin und Tänzerin in Bühnenshows und Musicals, bevor sie für kleinere Fernsehrollen engagiert wurde. Ihr Durchbruch gelang ihr 1966 in der Rolle als Lieutenant Nyota Uhura in "Raumschiff Enterprise". Sie war damit eine der ersten schwarzen Hauptdarstellerinnen einer US-Fernsehserie, ihre Rolle eine der wenigen Frauen in einer Führungsposition.

In den folgenden Jahren nützte auch die US-Weltraumorganisation Nasa Nichols Bekanntheit, die Schauspielerin war Teil eines Programms, mit dem Frauen und Minderheiten angeworben werden sollten. 2001 wurde ein Asteroid nach ihr benannt.

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Prominente Fans

Zu ihren Fans zählte der Bürgerrechtler Martin Luther King Jr., der ihre Rolle als einen wichtigen Schritt für die Gleichstellung von Schwarzen in den USA sah. Auch der ehemalige US-Präsident Barack Obama soll ihr 2012 gestanden haben, als Jugendlicher in sie verliebt gewesen zu sein. Nichols hatte in den letzten Jahren vermehrt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Im Jahr 2015 erlitt sie einen Schlaganfall.

Bereits im Jahr 2007 war "Star Trek"-Schauspieler James Doohan alias "Scotty" gestorben. Seine Asche wurde von einer Rakete ins All getragen. Im Jahr 2015 starb dann Leonard Nimoy alias "Spock".

Immer noch aktiv sind der 91-jährige Shatner, der erst im Vorjahr in der Komödie "Senior Moment" vor der Kamera stand, sowie George Takei alias "Hikaru Sulu". Der offen schwule und ultraliberale Star postet mit 85 Jahren täglich in den sozialen Medien, wobei er als lautstarker Trump-Gegner und Verteidiger von Minderheiten auftritt.

Kollegen und Fans trauern

Ihre Schauspielkollegen trauern in Beileidsbekundungen über den Tod von Nichols. William Shatner alias Captain Kirk schrieb in einem Tweet, sie sei eine wunderschöne Frau gewesen und ihre Rolle habe großen Einfluss auf die Gesellschaft der USA und der Welt gehabt.

"Lieutenant Sulu" George Takei meinte, er finde kaum Worte für seine Trauer, sein Herz sei schwer und seine Augen würden wie die Sterne leuchten, unter denen Nichols nun ruht. Dazu postete er ein gemeinsames Foto der beiden mit einer Abwandlung des berühmtesten Spruchs des "Star Trek"-Universums: "We lived long and prospered together." (deutsch: Wir lebten lang und in Frieden.)

Auch die Fan-Gemeinde von "Star Trek" trauert, für die "Trekkies" starb mit Nichols eine weitere "Kindheitsheldin". Während die Originalserie aus den 1960ern bei vielen als Heiligtum gesehen wird, werden neue Serien des Universums heftig kritisiert. Erst vor knapp einer Woche starteten Fans eine Petition, Alex Kurtzman als Produzenten der Serien "Star Trek: Picard" und "Star Trek: Discovery" zu stürzen; er ignoriere konstant die Wünsche der Fans für das Franchise und zeige kaum Respekt für die 50-jährige Geschichte von "Star Trek". Eine Geschichte, die nun um eine Hauptdarstellerin ärmer ist. (APA, red, 1.8.2022)