"Vermurkst" ist die Fehlerkolumne des STANDARD, in der wir unsere publizistischen Missgeschicke aufzeigen und auf unterhaltsame Weise reflektieren. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir jeden einzelnen Fehler zutiefst bedauern.

Doris Priesching und Sebastian Fellner

Foto: DER STANDARD / Fatih Aydogdu

Es heißt, aus Fehlern lernen wir. Das mag sein, weh tun sie trotzdem. Jedermanns bittere Bilanz, "Ich bin an Sünden schon so weit, bis dahin reicht keine Barmherzigkeit", gehört zweifellos ins Reich der großen Dichtung. Den Vers als Stabreim zu bezeichnen, ist allerdings ein großer Irrtum.

Was ist ein Stabreim? Wir lernen: Laut Duden eine "besondere Form der Alliteration, die nach bestimmten Regeln und entsprechend dem germanischen Akzent ausgeprägt ist und bei der nur die bedeutungsschweren Wörter hervorgehoben werden." Simpel: "Fischers Fritz fischt frische Fische...". Oder, höheres Bildungsbürgertum-Level bei Richard Wagner: "Winterstürme wichen dem Wonnemond."

Irrtum umgehend behoben

Hugo von Hofmannsthal verfasste sein "Spiel vom Sterben des reichen Mannes" jedoch in Knittelversen. Wieder Duden: "Vierhebiger, paarweise gereimter Vers mit unregelmäßigen Senkungen." Es "stabreimt" also nicht beim Jedermann, wie zuerst beschrieben, sondern es "knittelreimt", wie von uns nach Aufdeckung des Irrtums umgehend korrigiert.

In diesem Zusammenhang wird die Frage nach dem Stabreim zur Gretchenfrage – und schon sind wir beim nächsten pädagogisch wertvollen Erratum: War es unserem nimmermüden Bemühen um politische Korrektheit geschuldet, die Entscheidung von Fußballerinnen zwischen Kindern oder Karriere als "Gretefrage" zu bezeichnen, weil uns die aus Goethes Faust stammende, unangenehme, oft peinliche und zugleich wesentliche "Gretchenfrage" als unzeitgemäß und verniedlichend erschien oder schlicht und ergreifend ein Faux-pas? Ersteres, antwortet der Autor auf die ihm gestellte Gretchenfrage und bestätigt eine journalistische Binsenweisheit: Ironie ist ein schweres Geschäft.

Non-binär verkehrt

Ein spannendes Gespräch gab es bei uns zum Thema Transpersonen. Katta Spiel, Wissenschafter:in an der TU Wien als "sie" zu bezeichnen und damit ein weibliches Geschlecht zuzuschreiben, war ziemlich daneben. So oder so, die Lektüre des Interviews sei hiermit Ihnen und auch uns allen noch einmal ans Herz gelegt.

Max Verstappen hat in Le Castellet einen wichtigen Schritt zu seinem zweiten WM-Titel in der Formel 1 gemacht, vermeldeten wir und zwar durchaus euphorisch. Mit der Behauptung, der Niederländer habe "sein insgesamt 130. Rennen für Red Bull" gewonnen, schossen wir aber übers Ziel hinaus. Selbstverständlich hat Verstappen nicht alle 130 für Red Bull absolvierten Rennen auch gewonnen, sonst wäre er mehrfacher Weltmeister. Dem Formel-1-Piloten war es egal, er feierte am Sonntag den insgesamt 28. Sieg in einem Grand Prix.

Nobles Understatement hingegen spielten wir in der Bemessung der Miete der SPÖ-Parteizentrale in der Löwelstraße aus. 12.000 Euro Miete zahle die Partei, was grundsätzlich stimmt, allerdings nicht pro Jahr, wie von uns behauptet, sondern im Monat.

Philipp oder Philippa

Und sage keiner, wir seien nicht wachsam! Zuletzt im Ticker beim Urteil von Heinz Christian Strache schrieb die Tickerantin Ihres Vertrauens, die Richterin habe etwas zu Philipp Strache im Kabinett gefragt. Philipp wer? Der Fehler ward sofort aufgedeckt und auf "Philippa" ausgetauscht, was näher lag. Und ein Irrtum mehr war. Tatsächlich ging es um Straches Ex-Vize-Kabinettschef Philipp Trattner. Wir sind zerknittelt. (Doris Priesching, 2.8.2022)