Auch die Flotte in Wien soll in den kommenden Monaten weiter aufgestockt werden.

Foto: Eloop

Ein eigenes Auto ist teuer. Versicherung, Reparaturen und natürlich der initiale Kaufpreis schrecken junge Leute immer mehr davon ab, diese Investition zu tätigen. Der österreichische E-Car-Sharing-Anbieter Eloop hat das erkannt und sich vom klassischen Carsharing-Modell, das in der Vergangenheit vor allem für kurze Fahrten stand, verabschiedet.

Sie bieten das Auto als Leihgabe für bis zu 48 Monate an, egal ob für die Fahrt ins Büro oder den Urlaubstrip nach Italien. Zum dreijährigen Bestehen ziehen die Firmengründer jetzt Bilanz und freuen sich über die zunehmende Akzeptanz von E-Mobilität in Österreich.

Auf Bestellung

"Wir wollen E-Mobilität als Gesamtlösung anbieten", erklärt Mitgründer Leroy Hofer das neue Standbein. Zwischen drei und 48 Monate lang dauern die neuen Abos, die man bei Eloop abschließen kann. "Wir liefern das Auto vor die Tür, geben eine kurze Einschulung – im Abo sind auch Dinge wie Versicherung und Service enthalten. Nur aufladen muss man selbst." Mit dem Service will man neue Zielgruppen erreichen, die bisher wenige bis keine Berührungspunkte mit E-Autos hatten. Damit will man auch den aktuell bestehenden Regionalbezug zu Wien aufbrechen. Der Service ist in ganz Österreich verfügbar.

Als größte Errungenschaft der letzten drei Jahre nennt der zweite Mitgründer Nico Prugger dem STANDARD die Tatsache, dass sie vielen Österreicherinnen und Österreichern die "erste E-Auto-Fahrt" ermöglicht hätten. Die Entscheidung, sich letztlich auf Teslas zu fokussieren, fiel aufgrund der einsteigerfreundlichen und funktionierenden Software. Hofer: "Man setzt sich ins Auto und gibt den Zielort an. Angst, man könnte auf der Strecke nicht ausreichend Ladestationen finden, nimmt einem das Auto schnell." Tesla hat weltweit – auch in Österreich – sein Supercharger-Netzwerk, das für Teslas gebaut und im Auto angezeigt wird. Selbst bei Reisen ins Ausland sollte man so immer eine Ladestation auf dem Weg finden.

Die vier Gründer zum Eloop-Start in Wien vor drei Jahren.
Foto: Eloop

Nächster Schritt: Deutschland

Dieser Tage feiert der E-Car-Sharing-Anbieter sein dreijähriges Bestehen. Mit 20 E-Smarts und fünf E-BMW i3 rollten die Kunden im August 2019 erstmals durch Wien. Der große Platzhirsch auf dem Gebiet, Share Now, befindet sich nach einem Besitzerwechsel derzeit in einer Umstrukturierungsphase. Im Gegensatz zu Städten wie Amsterdam müssen Carsharing-Dienste in Österreich nicht gezwungenermaßen auf Elektro setzen. Der Kunde zeigt aber Interesse an der alternativen Antriebstechnologie, und so ist die Flotte an E-Autos von Eloop, die aktuell ausschließlich aus Tesla-3-Modellen besteht, mittlerweile auf 200 Fahrzeuge angewachsen.

Die Fragen der Nutzer haben sich laut Gründerteam über die Jahre stark verändert. "Am Anfang wussten die Leute nicht, wo sie das Auto aufladen können oder wie der Prozess überhaupt funktioniert", sagt Hofer, das Wissen habe sich aber schnell bei den Nutzern ausgebreitet, und auch die generelle Akzeptanz stieg mit den Jahren.

In den nächsten Wochen steht der Start einer Eloop-Flotte in München bevor. Über 100 Teslas sind bestellt und sollen – nach einer kurzen Verzögerung – demnächst den Markteintritt der Marke in Deutschland ermöglichen. Die Möglichkeit, ein Eloop-Auto in München zu mieten und damit nach Wien zu fahren, ist natürlich gegeben. Abstellen und das Abo beenden geht allerdings aufgrund fehlender EU-Richtlinien noch nicht. "Hier gibt es leider unterschiedliche Regeln, die hoffentlich irgendwann vereinheitlicht werden", sagt Prugger.

Umweltgedanke

Laut Eigenaussage ist es das Ziel der Firma, umweltfreundliche und unkomplizierte Mobilität anzubieten und dadurch langfristig Privatautos einzusparen. Eloop gibt an, seit seinem Start in Wien bei über 200.000 Fahrten und rund drei Millionen gefahrenen Kilometern insgesamt 1,6 Millionen Kilogramm CO2-Emissionen eingespart – im Vergleich zu Verbrennungsmotoren. "Wir möchten ein umweltfreundliches, komfortables und günstiges Mobilitätsangebot als ernstzunehmende Konkurrenz zum Privatauto anbieten. Und das, ohne den Aspekt des Teilens aufgeben zu müssen", sagt Prugger. Speziell Firmen habe man in den letzten Monaten von dem neuen Abo-Modell überzeugen können. Die Flotte an Fahrzeugen für ein paar Wochen oder Monate aufzurüsten sei offenbar für manche Unternehmen durchaus sinnvoll, bestätigt Hofer.

Die Erweiterung der Abo-Modelle hat mehrere Gründe. Einer davon ist, dass das klassische Carsharing-Konzept erst in Städten ab rund einer Million Einwohner rentabel ist – gerade im deutschsprachigen Raum also kein Selbstläufer. Um ländliche Gebiete von der Carsharing-Idee zu überzeugen, brauche es eben langfristige Abo-Modelle. Die Beschränkung auf Tesla-3-Modelle werde man ebenfalls irgendwann aufbrechen. Speziell für Familien seien Autos mit einem größeren Laderaum sicher praktikabler – zumindest sind die Teslas mit Isofix-Installationen kindersitzgeeignet. Einen Tesla-Transporter würde man aber sofort ins Portfolio aufnehmen, betont Prugger.

Auch Urlaubsreisen können mittlerweile mit dem Carsharing-Modell in Angriff genommen werden, selbst wenn sich hier so mancher Kunde wohl geräumigere Fahrzeuge als einen Tesla vorstellen könnte.
Foto: Eloop

Regulierungen nötig

Die Entscheidung über die Zukunft des gesamten Geschäftskonzepts liege aber nicht nur bei den Anbietern, sagt Hofer. "Es muss bald Regulierungen der EU geben, wie Carsharing auszusehen hat. Abmachungen zwischen Städten etwa." Das hat laut Hofer unter anderem mit unterschiedlichen Parkregulierungen zu tun, die vereinheitlicht gehörten.

Dann würden dem Carsharing viel mehr Möglichkeiten offenstehen. Eine Autofahrt nach München – das Auto dort stehen lassen und dann auf Wunsch mit dem Zug weiter. Bei der Rückfahrt könne man sich dann ebenfalls entscheiden, wie man besser oder lieber reisen möchte. Hier sei noch viel Luft nach oben, um Carsharing mittelfristig noch flexibler und attraktiver zu machen. (aam, 3.8.2022)