"A wild patience has taken me here" von Érica Sarmet ist einer von vielen queeren Filmen.
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Wien – Von der wilden Geduld, dem Ort der Kreativität und den beharrlichen Kämpfen, die oft hinter künstlerischen Schaffungsprozessen stehen, erzählt die diesjährige Ausgabe des Open-Air-Filmfestivals Dotdotdot. Mit einem filmischen Streifzug durch kreative Entstehungsprozesse wurde das Kurzfilmfestival am Sonntag im Garten des Wiener Volkskundemuseums eröffnet. Kurzfilme wie Maria Lassnigs Art Education, der die Kunstgeschichte einer feministischen Neudeutung unterzieht, oder der sechsminütige humorvolle Abriss A Brief History of John Baldessari führten an Grenzen und Möglichkeiten der Kunst heran.

Der Kurzfilm "A Brief History of John Baldessari" erzählt mit einem Augenzwinkern vom künstlerischen Schaffensprozess.
Los Angeles County Museum of Art

Bei der Eröffnungsrede von Initiatorin Lisa Mai wurde die inklusive Identität der Veranstaltung deutlich betont: Im multilingualen Festival werden nicht nur alle Redebeiträge in Österreichischer Gebärdensprache gedolmetscht. Das Publikum erhielt zudem eine Lektion in Sachen Gebärdenapplaus.

Tomaten gegen Putin

Dotdotdot lässt neben den Screenings Raum für Leerstellen, Diskussion und Begegnung. Mit dem Ukrainekrieg finden auch aktuelle gesellschaftspolitische Ereignisse ihren Weg in das Programm: Anastasiya Verlinskaya vom ukrainischen Filmfestival Linoleum wurde dazu eingeladen, Filme zu kuratieren – so auch den bei der Eröffnung gezeigten Kürzestfilm the secret weapon (Lera Belkevych), in dem eine ukrainische Frau zuerst eine russische Drohne, dann Putin selbst mit Tomaten im Einmachglas ins Jenseits befördert. Weitere von ihr gewählte Filme sind über das Festivalprogramm verteilt in den nächsten Wochen zu sehen.

Die inneren und äußeren Kämpfe Kunstschaffender stehen mit dem diesjährigen Festivalmotto "A wild patience has taken me this far" ("Eine wilde Geduld hat mich so weit gebracht") aus dem Gedicht Integrity von Adrienne Rich im Fokus. Die lesbische Autorin blickte darin auf Jahre des Kampfes für die Gleichberechtigung und auf ihre persönlichen Schwierigkeiten mit der traditionellen heteronormativen Mutterrolle zurück. Passend dazu auch die weiteren Programmschwerpunkte: Unter anderem werden im Dialog mit dem Queer Museum Vienna queere Filme, mit Tricky Women / Tricky Realities im Animationsfilmprogramm Werke filmschaffender Frauen in den Mittelpunkt des Festivals gerückt. (Laura Kisser, 2.8.2022)