Anton Mattle will von einem Nehammer-Verbot in Tirol nichts wissen.

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Auch aus der niederösterreichischen Volkspartei ist nur zu hören, dass man an einem Absägen Nehammers kein Interesse hat.

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Innsbruck / St. Pölten – Ein Grund für die Nervosität innerhalb der Volkspartei sind die anstehenden Landtagswahlen: Tirol wählt am 25. September, Niederösterreich Anfang 2023. Beides sind wichtige schwarze Kernländer, beiden ÖVP-Landesparteien werden schmerzhafte Verluste prognostiziert. Die dortigen Landeshauptleute können keine schwächelnde Bundespartei gebrauchen – weshalb es die schwarz-türkisen Landesorganisationen sind, denen vielfach die Rufe nach der Ablöse von Kanzler Karl Nehammer zugeschrieben werden.

Sowohl Tirol als auch Niederösterreich stellen sich nun aber hinter Nehammer. Aus der Tiroler Volkspartei ergeht unaufgefordert ein Statement an den STANDARD, das entsprechenden Meldungen widerspricht: "Wie wir bereits mehrfach betont haben, ist Bundeskanzler Karl Nehammer entgegen anderslautender Schlagzeilen selbstverständlich und zu jeder Zeit in Tirol herzlich willkommen", richtet eine Sprecherin des schwarzen Spitzenkandidaten Anton Mattle aus. Nehammer werde das Europäische Forum Alpbach besuchen und auch Bundesländertage in Tirol wahrnehmen.

"Selbstverständlich" seien auch gemeinsame Termine mit Mattle geplant. "Was derzeit stattfindet, ist eine mediale Sommerlochdebatte, die jeder Grundlage entbehrt", heißt es aus Tirol.

Auch in Niederösterreich möchte man nicht den Eindruck erwecken, an Nehammers Sessel zu sägen: "Niemand möchte eine Obmanndebatte, weil alle wollen, dass in diesen Zeiten gut gearbeitet wird", heißt es aus der Partei von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.

Wellenbrecher abgesagt

Still geworden ist es auch um die "Wellenbrechertheorie": Eine Zeitlang soll in Niederösterreich überlegt worden seien, auf vorgezogene Nationalratswahlen im Herbst dieses Jahres zu drängen. Die Idee dahinter: Das Wahlvolk könne dann seinen Frust an der Bundespartei ablassen – wenn die Landtagswahlen im März 2023 stattfänden, hätte Mikl-Leitner Zeit, sich neu zu positionieren.

Diese Variante wird allerdings immer unwahrscheinlicher – zumal die Entscheidung für eine Neuwahl im Bund sehr schnell gefällt werden müsste, damit ein Wahltermin im Herbst noch möglich wäre. (sefe, 2.8.2022)