Wir wissen genau, warum zwischen Frauen und Männern eine Pensionskluft von 41 Prozent klafft. Nichts, was am heutigen Equal Pension Day über die Gründe für die geringen Pensionen von Frauen gesagt oder geschrieben wird, überrascht. Dass sich die unbezahlte und bezahlte Arbeit nach Geschlechtern verteilt, dass Erstere vorwiegend Frauen erledigen, während Männer nicht nur stärker in der bezahlten Arbeit sind, sondern in dieser auch besser verdienen. Die unbezahlte Arbeit in Form von Kinderbetreuung, Pflege und diverser Familienarbeit – die gilt indessen noch immer als "Arbeit aus Liebe", die allerdings noch immer für viele Männer nichts ist. Das bringt uns zu den traditionellen Rollenbildern, die ein weiterer, längst bekannter Grund sind, der zur Einkommenskluft und letztlich zur Pensionslücke führt.

Um Altersarmut bei Frauen vorzubeugen, muss sich die Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern grundlegend ändern.
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Die Analyse liegt seit Jahrzehnten vor – während das politische Handeln brachliegt. Stattdessen werden Frauen ständig beratschlagt. Geht in "besser bezahlte" Jobs, arbeitet Vollzeit, behaltet eure Finanzen im Blick. Doch Kinderbetreuung ist oft teuer, zu wenig ausgebaut und mit einem Vollzeitjob nicht kompatibel. Und wo bleiben die Maßnahmen, die Männer stärker in die Sorgearbeit bringen? Wo bleibt ihr Beitrag?

Von der im Regierungsprogramm angekündigten Stärkung des Pensionssplittings, mit dem erwerbstätige Eltern Teile ihrer Pension an den Erziehenden übertragen und so finanzielle Verluste durch Kindererziehung reduziert werden können, ist keine Rede mehr. Dabei wäre das ein Notfallrezept gegen Altersarmut bei Frauen, zumindest bis sich die Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen grundlegender ändert. Dafür braucht es aber die Einsicht, dass das kein "Frauenproblem" ist, aus dem sie sich bitte rausempowern sollen. Es ist ein gesamtgesellschaftliches und muss bei Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) endlich ganz oben auf der Agenda stehen. (Beate Hausbichler, 2.8.2022)