Der Blick auf das Filmset ließ nicht viel erahnen, das Feedback von Zuschauerinnen und Zuschauern war offenbar verheerend.

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Los Angeles – Der bereits abgedrehte "Batgirl"-Film soll nach Berichten mehrerer US-Filmportale weder im Kino noch von einem Streamingdienst veröffentlicht werden. Das Studio Warner Bros. habe die Comic-Verfilmung verworfen, berichteten "Variety", "Hollywood Reporter" und andere US-Medien übereinstimmend. Die Filmbranche sei von diesem Schritt überrascht, schrieb "Variety". Es komme fast nie vor, dass ein Studio einen schon abgedrehten Film einfach einstelle.

70 Millionen Dollar teure Produktion

Die über 70 Millionen Dollar teure Produktion, die sich zuletzt in der Post-Production-Phase befand, war Ende dieses Jahres beim Streamingdienst HBO Max erwartet worden. Hauptdarstellerin Leslie Grace (27, "In the Heights") hatte im Jänner auf Instagram ein Filmfoto von sich im Batgirl-Kostüm gepostet. Zum Cast gehören auch "Batman"-Star Michael Keaton, J. K. Simmons und Brendan Fraser. Der Superheldinnenfilm wurde von dem belgischen Regieduo Adil El Arbi und Bilall Fallah ("Bad Boys for Life") inszeniert.

Die "New York Post" berichtete unter Berufung auf Hollywood-Insider, dass Testvorführungen bei Zuschauern schlecht ausgefallen wären. Laut "Deadline.com" soll der Schritt mit anderen Schwerpunkten, Strategien und Sparmaßnahmen des neuen Medienkonzerns Warner Bros. Discovery zusammenhängen. Das Studio Warner Bros. äußerte sich am Dienstag zunächst nicht zu den "Batgirl"-Plänen.

Erster eigenständiger Film gescheitert

Die Batgirl-Figur tauchte erstmals in den 1960er-Jahren in Comicheften auf. Die Geschichte der fiktiven Superheldin dreht sich um Barbara Gordon, Tochter von Commissioner James Gordon, dem Polizeichef von Gotham City. Alicia Silverstone hatte 1997 in "Batman & Robin" an der Seite von Batman-Darsteller George Clooney eine kleine Batgirl-Rolle. Nach zahlreichen Batman-Verfilmungen sollte Batgirl nun ihren ersten eigenständigen Film erhalten.

Nicht der erste unveröffentlichte Film

Der Batgirl-Film ist nicht das erste Werk der Filmgeschichte, das die Kinoleinwände nicht erblickt. Selten, aber doch werden Veröffentlichungen aufgehalten – aus unterschiedlichen Gründen. So auch "The Fantastic Four" des deutschen Produzenten Bernd Eichinger aus dem Jahr 1994, der auch "Der Name der Rose" oder "Das Parfum" verfilmte. Nach jahrelangen Budgetschwierigkeiten produzierte er den Film schließlich für nur eine Million Dollar innerhalb von 20 Tagen. Zur Veröffentlichung kam es aber trotzdem nie: Eichinger änderte seine Meinung und zerstörte alle Kopien des Films.

JoBlo Superheroes

Auch Quentin Tarantinos erster Film "My Best Friend’s Birthday", der auf einem Drehbuch von Craig Hartman basiert, schaffte es nicht in die Kinos. Nachdem er abgedreht wurde, brach im Filmlabor ein Feuer aus, das die Hälfte des Materials vernichtete. Erhalten blieb eine 36-minütige Version, die auf Filmfestivals aufgeführt, aber nie offiziell veröffentlicht wurde.

Einen Skandal wollte die englische Rockband The Rolling Stones verhindern, als sie von der Veröffentlichung von "Cocksucker Blues", einem Dokumentarfilm ihrer Tour 1972 absahen. Da die Aufnahmen Einblick in wilde Backstagepartys und insbesondere intensiven Drogenkonsum gaben, hatte die Band Sorge, mit dem Film ihren Ruf zu ruinieren. Die Rolling Stones zogen vor Gericht und erwirkten, dass die Dokumentation nicht öfter als vier Mal im Jahr und nur unter Anwesenheit des Co-Regisseurs Robert Frank gezeigt werden durfte. Zwar mittlerweile bei mehreren Filmfestivals und im Rahmen einer Ausstellung im Museum of Modern Art in New York gezeigt, wurde "Cocksucker Blues" bis heute nicht offiziell veröffentlicht. (APA, red, 3.8.2022)